Wie Tisch, Bett und Dunkelheit entstehen

Um unseren Nissan Serena (C23) von 1996 für die nächsten Reisen noch etwas Camping-tauglicher zu machen, wollten wir vor allem diese drei Dinge ergänzen:

  • Einen Tisch für die Möglichkeit einigermaßen komfortabel im Innern essen zu können, wenn draußen mal ungemütliche Witterung herrscht
  • Einen Vorhang bzw. Sichtschutz zwischen den Vordersitzen und dem dahinter befindlichen „Schlafgemach“
  • Statt der umgeklappten Sitze (die wir schon etliche Male als Schlafstätte nutzten) wollten wir eine „CampingBox“ einbauen, damit einerseits eine bequemere Schlaffläche entsteht und andererseits mit dieser Box dann das Thema Stauraum-Management gelöst wird

Der Nissan Serena (C23) ist ein Familien-Van der 1990er Jahre. Er verfügt über drei Sitzreihen, ähnlich wie ein VW-Bus, ist allerdings erheblich schmaler und niedriger als dieser. Bei unserem Modell ist auf der Beifahrerseite eine Schiebetür zum Einstieg vorhanden, die Gegenseite ist geschlossen. Hinten bildet eine nach oben öffnende Heckklappe den Abschluss.

Ich fahre dieses Modell seit 2004 fast durchgängig, inzwischen mit dem vierten Fahrzeug. Alle waren mit den 2.0 Liter 16 V Motoren (126 PS) ausgestattet. Manche mit einem oder gar zwei Schiebedächern, unser jetziges Fahrzeug hat statt dessen eine Klimaanlage. Wir (meine Tochter Clara und ich) waren mit diesem Fahrzeugtyp 2015 in England, Irland und Schottland, 2019 in Schweden, 2022 auf den Färöer Inseln und Island. In diesem Jahr (2024) besuchten wir Island ein zweites Mal, diesmal aber mit mehr Zeit. Und weil wir deshalb länger als bisher im Auto wohnen würden, sollte es ein wenig praktischer, zweckmäßiger und gemütlicher werden.

Im Vorfeld hatten wir Camping-Messen besucht, Videos im Internet geschaut, und uns auf diese Weise ein paar Anregungen geholt. Es gibt ja wirklich viele Dinge, die man einfach kaufen und mitnehmen kann. Aber so eine CampingBox, genau passend für genau dieses eine (etwas ältere) Auto, noch dazu zu einem akzeptablen Preis, da ist Handarbeit und do-it-yourself gefragt.

Unter Verwendung einiger Hinweise und Ideen aus den Videos begann ich also Pläne zu machen. Für einen klappbaren Tisch und für eine Campingbox. Mit Bleistift, Radiergummi und Lineal saß ich vor einem normalen karierten DIN A4 Block und begann zu zeichnen, oder besser: zu „konstruieren“. Zuerst musste der zur Verfügung stehende Innenraum des Fahrzeugs ausgemessen werden. Außerdem mussten die Befestigungspunkte (gegen verrutschen) und die genaue Lage, Länge, Höhe usw. bedacht werden, damit ausreichend Liegefläche entsteht. Auch dass noch genug Höhe oberhalb der Liegefläche verbleibt und dass die Liegefläche tagsüber verkleinert werden kann, um eine Sitzmöglichkeit am Tisch zu haben. Es war also einiges zu berücksichtigen. Der Kopf war voller Dinge, Zahlen, Maße und natürlich gab es auch die eine oder andere (Konstruktions-)Panne.
Die Box sollte unter der Liegefläche zwei Schubladenkästen sowie in der Mitte dazwischen ein Fach für Stauraum haben. Sie sollte etwa einen Meter tief sein, das ist in etwa der Bereich von der Heckklappe bis zur Öffnung der seitlichen Schiebetür. Die Verlängerung um weitere 90 cm um eine 190 cm lange Liegefläche entstehen zu lassen, sollte mit einem ausziehbaren Alu-Gestänge und aufgelegten Holzplatten (40 und 50 cm) erfolgen.

Tischlein klapp Dich

Zuerst entstand aber der klappbare Tisch. Im zusammengeklappten Zustand sollte in der mittleren Sitzreihe, gegenüber der Schiebetür, der Tisch nach unten hängend befestigt sein. Bei Bedarf sollte er sich dann um 90 Grad in die Horizontale klappen lassen. Damit ausreichend Tischfläche entsteht, sollten sich drei Module entfalten lassen und nach unten abgestützt werden, so dass eine Tischfläche über fast die ganze Innenbreite parallel zur mittleren Sitzreihe bzw. zur Sitzgelegenheit auf der CampingBox entsteht.
Um den Tisch stabil genug an der Seite zu befestigen, war die Seitenverkleidung teilweise zu demontieren und darunter nach drei Befestigungspunkten am Blech zu suchen, ohne die Außenhaut der Karosserie zu beschädigen. Als Trägerleiste für das erste Tischmodul, das Hauptteil, wurde dann ein etwa 80 cm langes Vierkant-Hartholz passend angefertigt, abgerundet und mit den Bohrungen für die Schrauben versehen. Das erste Tischmodul wurde dann mit Klavierband als Scharnier an dieser Leiste befestigt. Die beiden weiteren aber kleineren Module, jeweils ca. 35 x 35 cm, wurden dann als Verlängerungen ebenfalls mit Klavierband an das erste Modul angeschlossen.
Damit der Ziehharmonika-Tisch dann stabil eben liegt, kommt darunter eine ca. 120 cm lange Leiste (Dachlatte), die an einer Seite an die Trägerleiste „eingesteckt“ wird (Holzdübel) und die sich am anderen Ende mit einer Metallstrebe nach unten abgestützt. Auch das könnte mit einem Stück Holz gemacht werden, aber das Metall (Eisen) hatte ich grade passend parat.

Unsere zweite Island-Reise sollte am 17. Mai 2024 in Stuttgart starten. Die Arbeiten am Tisch hatte ich bereits Anfang April begonnen und abgeschlossen, da waren die hinteren Sitzreihen noch eingebaut. Jetzt wurden sie ausgebaut, damit eine große Nutz- bzw. Ladefläche entsteht.

Die CampingBox entsteht

Die Arbeiten an der CampingBox begann ich effektiv mit der Abgabe der Holzbestellung im Baumarkt am 3. Mai 2024. Eine Woche später, am 10. Mai, war die Box bereits fertig. Dabei habe ich täglich mehrere Stunden daran gearbeitet und einige erste Ideen mussten korrigiert und anders als geplant umgesetzt werden. Auch der ein oder andere zusätzliche Baumarktbesuch war in dieser Woche noch erforderlich.

Als Material hatte ich 12 mm starke Multiplex-Platten aus Birke gewählt und diese direkt im Baumarkt zuschneiden lassen. Weitere Ausschnitte und Sägearbeiten erfolgten dann zuhause mit der Stichsäge.

Zuerst machte ich mich an ein kleineres Teil, den Schubladen-Einsatz für den Camping-Kocher:

Es folgten die beiden Schubladen und kleinere Anpassungen am Kocher-Einsatz:

Nun ging es an den Korpus der Box, also den Boden, den Deckel, die zwei Seitenwände und die beiden Mittelwände. Um Gewicht zu sparen habe ich die Teile an geeigneten Stellen ausgesägt:

Weiter ging es mit der Montage der Schwerlastauszüge für die Schubladenkästen an den Seiten- und Mittelwänden, sowie der Montage der Seiten- und Mittelwände auf der Bodenplatte:

Holzschutz und Vorbereitung der Montage im Auto

Vor der weiteren Montage wurden alle Holzoberflächen, vor allem aber die Außenflächen, mit einer gesundheitlich unbedenklichen Holzlasur für Innenräume gestrichen.
Die rückwärtige Seite der Box wurde mit zwei Quer-Brettern stabilisiert. Am oberen Rand der Seitenwände wurden Vierkant-Rohre aus Aluminium angebracht (20 x 20 mm), und deren vordere Enden mit Stopfen verschlossen. Später wird hier das Gestänge für den variablen Teil der Liegefläche eingeführt.

Zum besseren Handling beim Transport kamen vier Griffe an den vier Ecken des Box-Korpus zum Einsatz. Im Fahrzeug fest verankert wurde die Box mittels zweier selbst angefertigter, durch Stahlwinkel verstärkter Winkel an den Befestigungspunkten der hinteren Sitze auf den Radkästen:

Anprobe: Die zum Teil fertige Box (zunächst) ohne Schubladen und Deckel im Auto platziert

Nach der Befestigung der Box führte ich das Alu-Gestell (das „Bettgestell“) für die Erweiterung der Liegefläche ein und probierte schon mal, ob die Unterbringung von Euro- und anderen Boxen in den Schubladen und Staufächern wie angedacht funktioniert.

Inzwischen war der Vorhang bereits fertig und die Fenster-Verdunklungen in Arbeit, aber dazu komm ich weiter unten noch.

Es folgten die Montage des Deckels auf dem Korpus der Box, der Klappe zwischen den Schubladen, einer klappbaren Ablage auf dem Kocher-Einsatz, das Auflegen der 50 und 40 cm Bretter auf das ausziehbare Alu-Gestell, der Test des Stauraums darunter für Euro-Boxen und Camping-Sitzgarnitur und schließlich die Auflage der drei Matratzen-Teile aus Schaumstoff, welche die Liegefläche bilden samt Spannbettlaken.

Die drei Schaumstoffauflagen (100 cm, 50 cm, 40 cm lang und je 10cm dick) bilden unser Bett, darüber ist ein Spannbettlaken gespannt.

Pappenduster

Die Verdunklungen für die Seitenfenster und das Fenster der Heckklappe kosteten uns etwas Nerven, da sich die zunächst angedachte Lösung nicht vernünftig verarbeiten ließ. Schließlich wurde die nach Außen zeigende Seite mit Alu-beschichteter Luftpolsterfolie, die Innenseite mit Stoff (schwer) oder Geschenk-Papier (leichter) auf einer Pappe versehen und mit einem Gurtband rundherum eingefasst (Heißkleber ist mein Freund!). Damit die ganze Sache an den Fenster-Umrahmungen hält, waren starke flache Magnete angedacht, welche dann entlang der Fensterdichtung haften sollten. Stellenweise ging das auch gut, es gab aber auch Stellen an denen die Magnetkraft zu schwach war. Vielleicht sind Lösungen mit Saugnäpfen doch geeigneter (und billiger).

Für das Anbringen des Vorhangs hinter den Vordersitzen an einer biegbaren Vorhangschiene, welche am Fahrzeughimmel befestigt sein sollte, musste eine Holzleiste zwischen Himmel und Dach eingesetzt werden um die Halteklammern für die Schiene am Himmel verschrauben zu können.

Am 16. Mai 2024 konnte mit dem Beladen begonnen werden … Gepäck & Proviant für knapp fünf Wochen fanden ihren Platz an Bord unseres CamperVan. Das dauerte rund fünf Stunden …

CampingBox & CamperVan

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