27.05.2024 (Montag)

Heute haben wir etwas länger geschlafen. Zum einen, weil wir sehr müde waren, zum anderen weil das Auto nicht so warm war, da der Himmel etwas bedeckt ist. Aber es ist trocken und so haben wir, nachdem wir gegen 8 Uhr aufgestanden sind, draußen gefrühstückt. Während der Espresso-Zubereitung kommt ein junger Mann und will kassieren. Er hat keine Zahlung von mir (unser Auto-Kennzeichen) in seiner App. Ich zeige ihm meine VISA-Bestätigung des „erfolgreichen“ Zahlvorgangs gestern, während der Espresso in der Kanne anfängt zu blubbern. Er akzeptiert und wir frühstücken, während andere bereits aufbrechen.

Unser grober Plan für heute ist ein Besuch in den Dimmuborgir (den „dunklen Burgen„) und falls es regnen sollte ein Besuch im Jarðböðin-Bad (Mývatn Nature Bath). Der Regen kommt nicht, das Wetter wird wieder sonniger. Wir fahren daher die kurze Strecke vom Campingplatz in Vogár über die Straße Nr. 848 nach Dimmuborgir und halten uns dort bei recht gutem Wetter ziemlich lange auf. Wir versuchen alle Wege dort abzulaufen und somit nahezu alle dieser bizarren Tuffstein-Formationen zu besichtigen. Dementsprechend gibt es auch recht viele Bilder davon 😉

Eine Erdoberfläche wie riesiges Krustenbrot, mit Bergen und Türmen in deren Gestalt sich dies und das an Formen erkennen lässt, je nach Betrachtung und Phantasie. Glattes, geschichtetes Gestein, genauso aber auch poröses. Als Lavabrei erstarrtes neben aufgebrochenen Krustenplatten. Es ist beeindruckend.

Das alles ist nur schwer mit Worten zu beschreiben, daher die vielen Bilder. Löcher und Höhlen, teils als sagenumwobene Wohnstätten von isländischen Sagenfiguren, wie Gryla und den 13 Weihnachtsgesellen.

Nach der ersten Etappe, in der wir einen großen Teil der angelegten und farblich markierten Wege bereits abgelaufen sind, trinken wir auf der Terrasse des Besucherzentrums (bis 15 Uhr geöffnet) Cappuccino und Kakao. Wir lassen uns dazu je einen mächtigen Muffin schmecken und genießen den Blick zum Mývatn.

Während wir da so sitzen, hält sich eine kleine Gruppe deutscher Touristen in unserer Nähe auf. Dem Anschein nach ein Elternpaar mit den schon erwachsenen Kindern sowie dem Großvater. Die Tochter trägt ein Ranger T-Shirt, scheint also hier in Island irgendwo in einem der Naturparks zu arbeiten. Der Sohn scheint ein ausgesprochener Klugsch…er zu sein. Er referiert lautstark über die wortgetreue Übersetzung (oder eben auch nicht) einer Tafel am Eingang zum Shop, auf der es um die Erklärung der isländischen Weihnachts-Geschichte mit den „13 Weihnachtsgesellen“ geht. Der einzig Schweigende ist der Großvater.

Mich erinnert der Klugi-Sohn an Philipp Amthor (CDU) und Clara grinst übers ganze Gesicht als ich das erwähne. Als die Familie auf dem Weg zum Parkplatz an unserem Tisch vorbei kommt, wünscht uns der Opa einen „guten Appetit“ auf Deutsch. Er war wohl der coole aus der Truppe und von dem Gelaber des Klugi-Enkels möglicherweise selbst etwas peinlich berührt.

Wir brechen kurz danach zur zweiten Runde in den Dimmuborgir (den „dunklen Burgen„) auf und nun startet Clara ein wahres Foto-Feuerwerk, während ich mich zurückzuhalten versuche. Immer wieder erinnere ich uns an die Sichtung all der Bilder, die uns noch bevorsteht. Spätestens zuhause.

Nach Abschluß unseres Besuches in diesem faszinierenden Tuffstein-Labyrinth mit markierten Wegen fahren wir zurück nach Reykjahlið um zu tanken. Eine N1-Tankstelle mit zwei Säulen mit je einem 24h-Automaten. Der Automat an „meiner“ Zapfsäule lehnt meine Kreditkarte jedoch mehrfach ab, egal welchen Maximal-Betrag ich wähle. Dann kommt ein Mann zu mir, der mit seinem Wagen an der anderen Zapfsäule steht und offenbar an „meinem“ Automaten zahlen will. Ich erkläre ihm, dass ich gerade ein Problem habe und er deshalb besser an „seinem“ Automaten bezahlt. Da sagt er, das seien zwei verschiedene und er müsse hier an diesem („meinem“), ich dagegen sehr wahrscheinlich an dem anderen („seinem“) bezahlen. Ich glaube ich habe kurz sehr komisch geschaut. Wir haben also über Kreuz getankt und bezahlt, aber schon jeder seine Tankmenge und Tanksäulen-Nummer (Preis: 326,1 ISK/Liter). Seltsam.

Gleich nebenan ist eine Krambuðin (Krambude? Nee, Krämerladen), also ein Supermarkt. Wir versorgen uns hier mit Salat, Zucchini und Salami (für mich). Danach schauen wir noch schnell an der verschlossenen Kirche mitsamt Kirchenruine und kleinem Friedhof vorbei.

Unser nächstes Ziel ist das Solfatarengebiet Hverir (Geothermalgebiet) am Fuße des 492 Meter hohen Námafjall an der Ringstraße Nr. 1. Als wir in den Parkplatz einbiegen bemerken wir die inzwischen installierte Kamera zur Kennzeichen-Erfassung und der damit verbundenen späteren Bezahlung der Parkgebühr von satten 1.200 ISK (ca. 8 Euro). Vor zwei Jahren (2022) war das noch ein Platz ohne Parkmarkierungen oder Schranke, jetzt ist es „Privatland“ das erhalten und gesichert werden muss. Das stimmt sicher irgendwie, aber der Profitgedanke dabei ist schon erkennbar.

Auf dem Weg vom Parkplatz zu den aufsteigenden Dampfschwaden von Schlammtöpfen und Steinhaufen wird man umweht vom schwefeligen Geruch nach faulen Eiern. Mal mehr mal weniger konzentriert, aber ständig vorhanden, unterstrichen von schwefelgelben Ablagerungen um die Dampfaustrittsstellen. Hier wird dem Besucher bewusst, dass der feste Boden unter den Füßen relativ dünn und die gestaltende aber auch zerstörende Kraft des heißen Erdinneren sehr nahe ist.

Video: Schwenk über das gesamte Areal

Video: Zusammenschnitt einiger Dampf- und Blubberlöcher

Panoramablick zum Mývatn auf dem Rückweg vom Solfatarenfeld Hverir am Námafjall

Auf dem Rückweg machen wir einen kurzen Abstecher zum Jarðböðin-Bad (Mývatn Nature Bath). Das wäre jetzt (es ist 17:30 Uhr) ein schöner Abschluß des Tages. Der Parkplatz wirkt auf uns aber relativ voll, daher verschieben wir das auf morgen und besuchen stattdessen die Grotte Grjótagjá in der Nähe, die früher wohl auch zum Baden benutzt werden durfte. Nach geologischen Veränderungen ist inzwischen aber das Wasser darin zu heiß (43-46 Grad) und es besteht ständig Steinschlaggefahr. Schade eigentlich, denn das ist ein sehr besonderer Ort. Oberhalb der Grotte verläuft eine deutlich sichtbare geologische Verwerfungszone zwischen den Kontinentalplatten von Amerika und Europa.

Nun kehren wir zurück zum Campingplatz, wo heute mal unsere Küche kalt bleibt und wir Pizza essen und Rotwein (ich) und Apfelsaft (Clara) trinken. Kostenpunkt etwa 62 Euro, also grob etwa 20 pro Pizza und 10 pro Getränk. Wir schreiben hier noch ein paar Postkarten und und tragen zwei Tage in unsere Tagebücher nach. Über das WLAN des Platzes kommunizieren wir noch ein wenig mit der Welt und den Lieben zuhause, und schon ist es wieder 22:30 Uhr. Schlafenszeit.

Km-Stand: 230.718 (34 km gefahren)

Tag 11 – Steinernes Dimmuborgir, schwefeliges Hverir

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