29.05.2024 (Mittwoch)
Es ist kalt geworden über Nacht. Der Himmel hat sich zugezogen, daher konnten wir auch etwas länger schlafen. Um 8:15 Uhr stehen wir auf und frühstücken im Auto, da es uns draußen zu kalt ist. Als wir uns gegen 10 Uhr zum Aufbruch fertig machen und ich gerne bezahlen möchte, ergibt sich ein kurzes Gespräch mit der deutschen Frau des Bauern: Nein, kein Geld ! …. „dafür nicht“ sagt sie. Danke schön ! 🙂
Stephan (der Bauer) fragt uns ob wir gut geschlafen hätten und wie es uns gefällt in Island. Ein sehr netter in sich ruhender Mensch, wie mir scheint. Er erzählt, dass die Mädchen meist für drei Monate bleiben. Manche kommen auch wieder, das ist für ihn sehr gut, da er sie dann nicht erst lange einarbeiten muss. Am heutigen Morgen fand eine schwierige Geburt eines Lämmchens statt, das hatte uns zuvor eines der Mädchen erzählt, die gerade von den Schafen kam.
Wir werden keinen Reitausflug machen, sondern folgen der Straße Nr. 83 nach Süden, am schönen Eyjafjörður (übrigens der längste Fjord Islands) entlang in Richtung Akureyri. Dort waren wir auch vor zwei Jahren und haben uns die Kirche und die Ortsmitte mit ihren schmucken bunten Häusern angesehen. Heute zieht es uns erst einmal an einen anderen Ort. Es ist zwar noch eine ganze Weile hin bis Weihnachten, aber hier in Island gibt es einen Ort an dem man das ganze Jahr in Weihnachtsatmosphäre eintauchen kann: Jólagarðurinn (Weihnachtsgarten) bei Hrafnagil, etwa 11 km südlich von Akureyri
Wir biegen an der Kreuzung vor Akureyri nach Süden, auf die Straße Nr. 821 ab und fahren am Flugplatz vorbei in ein breites Tal, in dem das Flüßchen Eyjafjarðará mäandert. Nach etwa 11 Kilometern erreichen wir bei leichtem Schneegriesel den Parkplatz des Jólagarðurinn (Weihnachtsgarten), der gerade sanft mit Salz gestreut wird. Auf dem Kies und Schotter dürfte das allerdings nicht viel nutzen, sondern eher das Erdreich und das Wasser versalzen. Wir betreten zunächst einen normalen Souvenir-Laden nebenan und erwerben ein paar Mitbringsel.
Danach treten wir ein in den Weihnachtsladen und sind augenblicklich umfangen von allem was man heutzutage mit Weihnachten verbindet. Musik, Lebkuchen-Düfte, kleine und große Geschenke, Nußknacker, Räucher- und Zuckerwerk, Allerlei in den Farbkombinationen rot-weiß, gold-blau und jede Menge Glitzer beherrschen Erdgeschoss und Untergeschoss dieses „Weihnachtsgartens“.
Nach diesem Ausflug in die Weihnachts-Stimmung (Ende Mai !) kehren wir auf gleichem Weg wieder zurück zum Flugplatz und fahren geradeaus weiter nach Akureyri hinein.
Diesmal wollen wir uns das Haus des Jesuiten-Paters und Autors Jón Stefán „Nonni“ Sveinsson besuchen, der die Geschichten von „Nonni & Manni“ geschrieben hat, die auch verfilmt wurden. In diesen hat er vor rund 100 Jahren seine Kindheits- und Jugenderinnerungen in Island aufgeschrieben. Sein zuletzt von ihm bewohntes Haus und die nebenan stehende Kirche sind inzwischen zu einem Museum (Nónnahús und Minjasafn) zusammen gefasst. Als wir ankommen öffnen Haus und Museum gerade und wir schauen uns alles genau an. Deutsche Ausgaben seiner Bücher sind dort zwar in Schaukästen zu sehen, im Shop aber leider nicht erhältlich. Das erstaunt uns etwas, da die Bücher vom deutschen Herder-Verlag (Freiburg) verlegt wurden. Wir sollten bei Interesse dort anfragen, wird uns gesagt.
Weiter geht’s: Etwa 10 Kilometer hinter Akureyri zweigt die Straße Nr. 82 nach rechts von der Ringstraße Nr. 1 ab und kurz darauf führt ein kleines Sträßchen nach links zum kleinen Ort Möðruvellir mit Kirchlein. Hier wurde Jón Sveinsson geboren und hier ist er aufgewachsen, eher er später nach Akureyri zog.
Da wir die bildschöne Route auf der Straße Nr. 82 entlang der Küste der Tröllaskagi-Halbinsel beim letzten Island-Urlaub 2022 bereits gefahren sind, wählen wir diesmal die Ringstraße Nr. 1 durch das Öxnadalur und über die Öxnadalsheiði in Richtung Sauðárkrókur. In diesem Hochtal, eingerahmt von Bergen und Aufforstungswäldern rechts und links des Flusses Öxnadalsá, halten wir an einem Rastplatz mit Wäldchen direkt am Fluss an und machen Mittagspause.
Wir vespern ein paar Brote, dann setzen wir die Fahrt durch das Hochtal fort. Wir verlassen die Ringstraße Nr. 1 bei Varmahlíð und biegen nach Norden auf die Straße Nr. 75 ab. Schon nach etwa zehn Kilometern liegt rechts der Straße das Torfhof-Museum Glaumbær. Hier standen wir vor zwei Jahren vor verschlossenen Museumstüren, diesmal nehmen wir uns die Zeit und schauen uns die Torfhofgebäude auch von innen an. Ebenso auch die später erbauten „richtigen“ Gutshäuser. Alles ist sehr anschaulich und interessant gestaltet. In unmittelbarer Nachbarschaft steht auch eine Kirche.
Da wir heute mal den Reisetag früher beenden wollen, schauen wir am Campingplatz in Sauðárkrókur vorbei, den wir bei unserem letzten Besuch verschlossen und wenig einladend vorfanden. Es sind noch zwei, drei andere Camper da, alles ist offen. Der Platz ist einfach ausgestattet, liegt allerdings direkt an einer relativ belebten Straße am Rande des Ortes und in unmittelbarer Nachbarschaft von Sportplätzen. Naja, eine Nacht wird wohl gehen. Nachdem wir zuvor an einer ORKAN-Tankstelle (hoffentlich kein Omen) für 321,5 ISK je Liter vollgetankt haben, suchen wir uns einen Stellplatz von dem wir hoffen, dass er auf der ruhigeren Seite liegt.
Aus der Campingküche gibt es heute Gnocchi mit Paprika-Oliven-Tomatensoße und nach dem Prozedere aus Abendessen und Abwasch, machen wir noch einen kurzen Spaziergang auf den Hang hinter dem Campingplatz. Nach dem schmalen aber steilen Anstieg hat man von dort oben eine tolle Sicht über den Ort und den Skagafjörður.
Das Wetter zeigt sich jetzt am Abend wieder sonniger, nachdem wir heute im Öxnadalur auch mal etwas Regen und am Weihnachtsgarten in Hrafnagil sogar kurz Schneegriesel hatten. Nach dem Abstieg tragen wir noch die beiden letzten Tage unserer Reisenotizen nach.
Es ist jetzt 21:45 Uhr, wir sind fertig mit unserem Tagwerk und könnten schlafen gehen. Kinder hüpfen noch auf dem Hüpfkissen (wie eine Hüpfburg nur flacher und ohne Rand oder Türme) in der Nähe des Campingplatzes herum. Manchmal lärmen die Heranwachsenden des Ortes ein wenig. – Gute Nacht !
Km-Stand: 231.060 (184 km gefahren)