13.06.2024 (Donnerstag)

Heute in einer Woche ist unser Abreisetag, somit beginnt heute unsere letzte Woche auf Island.

Campingplatz von Hveragerði

Es hat geregnet. Gestern Abend schon, in der Nacht erneut und auch jetzt am Morgen. Wir stehen daher erst gegen 9 Uhr auf, frühstücken in dem halboffenen Gruppenraum ohne Tür und schreiben zwei Postkarten. Wir überlegen, was wir bei dem Wetter – Regen und starker Wind – machen sollen. Wir beschließen, zwei Höhlen zu besuchen. Eine wurde uns von der Frau aus Erfurt am letzten Campingplatz in Sandgerði empfohlen („Lavatunnel“ , 57 Euro Eintritt pro Nase, 1 Stunde Dauer). Über die andere haben wir im Reiseführer gelesen, sie sei ein gutes Stück auf eigene Faust erkundbar, eine Leiter zum Einstieg sei vorhanden.

Wir fahren zuerst zur letztgenannten. Auf der Straße Nr. 38 ein Stück zurück Richtung Þorlákshöfn, dann auf der Straße Nr. 380 etwa 10 Kilometer zur Höhle Arnarker. Doch nach 5 Kilometern endet die Fahrt vor einem Schild mit der Aufschrift „Lokad“ (geschlossen). Es regnet immer noch. Man könnte weiterfahren, aber dann? Wir befragen das Netz und erfahren, dass die Höhle wirklich aus Sicherheitsgründen geschlossen und die (baufällige) Leiter entfernt wurde.

OK, wir wenden, fahren zurück zur Straße Nr. 38 bzw. 39, biegen links in die 39 ab und steuern den „Lavatunnel“ an. Es ist nicht weit dort hin, grade mal 4 Kilometer. Um 11:58 Uhr treffen wir auf dem Parkplatz der Raufarhólshellir ein. Jeweils zur vollen Stunde starten Führungen, also um 12 Uhr die nächste. Wir stellen das Auto ab uns stürmen das Kassenhäuschen.

Der Parkplatz ist gut voll. Viele Autos, viele Leute, ein Bus. Die Dame an der Kasse fragt, ob ich gebucht hätte. „Noch nicht“, sage ich, während wenige Meter rechts von uns ein Höhlen-Guide die gespannte Besuchergruppe instruiert, die er gleich in die Höhle begleiten wird – ohne uns. Die Dame an der Kasse bietet uns die Führungen um 15 oder 17 Uhr an, da hätte sie noch freie Plätze. Das hieße für uns, in drei oder fünf Stunden wieder zu kommen und in der Zwischenzeit etwas anderes zu machen, um dann 114 Euro für eine Stunde Höhle auszugeben. Abgelehnt.

Ich vermute, die Schließung der anderen Höhle (auf eigene Faust erkundbar) und die Exklusivität des „Lavatunnels“ haben miteinander zu tun. Wir schmökern auf dem Parkplatz im Reiseführer und im Internet, und fahren dann ans windige Meer nach Eyrarbakki, um dort das Húsið (Haus) zu besuchen.

Ein handelt sich um eines der ältesten Gebäude Islands, das ab 1765 einer wohlhabenden Handelsfamilie gehörte. Das Anwesen besteht aus Wohn- und Geschäftsräumen, einem Eierhaus und einem Kirchenhaus, sowie einem Maritim-Museum samt Fischerboot. Alles sehr eindrücklich und ansprechend gestaltet.

Wieder vespern wir im Auto auf dem Parkplatz vor dem Häuser-Ensemble, ehe wir auf Besichtigungstour gehen. Für 3.000 ISK sind wir dann bis 16 Uhr erst einmal aufgeräumt 🙂

Wir verlassen den Ort auf der Straße Nr. 33 der Küste folgend in den nächsten Ort Stokkseyri und halten Ausschau nach einem geeigneten Platz für unsere Kaffeepause. Schließlich halten wir in einer großen Bus-Wendeschleife. Wegen des heftigen Windes koche ich meinen Kaffee im Innern unseres Autos. Schon das Öffnen der Türen ist heftig, aber das Öffnen von zwei Türen führt Infolge des Durchzugs zum Verlust von Dingen aus dem Auto. Sie fliegen einfach raus.

Während der Kaffeepause – mit dem süßen, geschenkten Gebäck aus der Bäckerei in Reykjavík – kommt der Bus, wendet und fährt ohne Halt wieder zurück in die Richtung aus der er kam. Wir setzen unsere Fahrt erst auf der Straße Nr. 33, dann auf der 305 am windigen Meer entlang fort und fahren durch eine flache Küstenlandschaft. In der Ferne begleiten uns Vulkankegel und vergletscherte Berge.

Vulkankegel und Gletscherberge

Als wir an die Mündung der Þjórsá ins Meer ankommen, knickt die 305 nach links ab und folgt dem Uferverlauf des Flusses Þjórsá flussaufwärts. Nach rund 15 Kilometern geht die Straße in eine Schotterpiste über. Ein Pferd mit einem Mädchen auf dem Rücken tänzelt auf der Piste. Zwei Autos (wir und ein entgegen kommendes) warten, bis die Reiterin das Pferd seitlich von der Straße bringt.

Kurze Zeit später biegen wir nach rechts auf die Schotterpiste Nr. 302 ab, die zum Urriðafoss, dem wasserreichsten Wasserfall Islands und zurück zur Ringstraße Nr. 1 führt. Als wir am Wasserfall am Ufer entlang gehen, sichten wir zwei Angler, die auf abgesperrtem Privatgrund („No trespassing„) mit bereits gefangener Beute am Fluss stehen. Lachse und Forellen schwimmen flussaufwärts, selbst Seehunde kommen wohl bisweilen um zu fressen bis hierher aus dem Meer herauf geschwommen. Immerhin gut 20 Kilometer landeinwärts!

Ein Kleinbus mit amerikanischen Touristen hat kurzen Aufenthalt zum Fotoshooting. Ältere Damen posieren feixend zwischen Lupinenblüten. Es kurz vor 18 Uhr, als wir auf der Ringstraße Nr. 1 unsere Fahrt in südöstlicher Richtung fortsetzen und über Hella nach Hvolsvöllur fahren.

Wir stehen auf dem Parkplatz vom Lava-Center, das wir vor zwei Jahren (2022) besuchten. Die Tourist-Info ist schon geschlossen. Wir überlegen, wie wir die nächsten Tage in Abhängigkeit des Wetters gestalten könnten. Es soll zwar besser werden, aber nicht so richtig gut. Wir beschließen schließlich, erst einmal in Hvolsvöllur zu bleiben und morgen früh die Tourist-Info zu besuchen. Dann werden wir sehen was das Wetter macht, ob der ein oder andere Wanderausflug drin ist, oder eher das Saga-Center besucht werden sollte. Direkt in unserem Rücken befindet sich der Eyjafjallajökull, der Vulkan, der mit seinem Ausbruch 2010 den Luftverkehr auf der Nordhalbkugel eine Zeit lang lahm legte.

Auf dem Campingplatz treffen wir das junge Pärchen aus Hamburg mit dem Kocher-Problem wieder, das wir vorgestern am Campingplatz in Sandgerði kennen gelernt hatten. Der Kocher wurde inzwischen getauscht und durch ein anderes Modell ersetzt. Die beiden aßen grade Pizzastücke als wir ankamen und wollten noch zu Wasserfällen in der Nähe aufbrechen.

Wir kochen uns Reis mit Bohnen zum Abendessen und schreiben dann unsere Reisetagebücher nach. Also ich, denn Clara ist mit ihrem auf dem Laufenden. Es ist kurz vor 23 Uhr als ich damit endlich fertig bin und ein paar letzte Fotos von der untergehenden Sonne und dem Eyjafjallajökull machen kann.

heute zurück gelegte Strecke – (raw Map by OpenStreetMap.org)

Km-Stand: 233.598 (122 km gefahren)

Tag 28 – Über Höhlen und alte Häuser zum Eyjafjallajökull

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