14.06.2024 (Freitag)

Es ist sonnig und warm, weshalb wir wieder etwas früher aus dem Auto klettern. Frühstück und zusammen packen ist inzwischen längst Routine und geht schnell vonstatten. Es kann losgehen. 🙂

fertig zum Aufbruch vom Campingplatz Hvolsvöllur

Um 9:30 Uhr stehen wir bereits vor dem Schalter der Tourist-Info im fast genau gegenüber liegenden Lava-Center, wo wir uns von einem etwa 14-jährigen Schüler die Möglichkeiten für Unternehmungen in der Umgebung erklären lassen. Der Junge macht das als Ferienjob und er macht das souverän und gut.

Er empfiehlt uns eine Wanderung auf den Þríhyrningur, einen ehemaligen Vulkan mit drei Gipfeln und 678 Metern Höhe. Außerdem noch einen Wasserfall und einige Höhlen. Mit einer Karte und darauf vermerkten Hinweisen machen wir uns auf den Weg zum Berg. Auf der Anfahrt über die Straße Nr. 261 zweifeln wir zeitweise an der Richtigkeit unseres Weges und daran, ob wir die richtige Abzweigung genommen haben. Wir fahren auf einem kleinen Nebensträßchen, passieren ein kleines Wäldchen mit Schutzhütte und Picknick-Bänken und lassen das Auto schließlich bei einem Gehöft stehen, als ein Schild uns sagt, dass das ab hier eine Privatstraße ist.

Wir gehen zu Fuß weiter. Nach einem halben Kilometer kommt ein Gatter, etwas später noch eines. Vor uns fließt jetzt ein Flüsschen über das es keine Brücke gibt. Aber Reifenspuren von Geländewagen sagen uns, dass man mit einem geeigneten Fahrzeug an dieser Stelle durch eine Furt den Fluss (Fiská) queren kann. Aber das ist ohnehin nicht unser Weg heute.

Zu unserer Rechten erkennen wir den Berg Þríhyrningur und sehen einen Pfad, der durch die Wiese den Hang hinauf verläuft. Wir halten uns nach dem letzten Gatter also rechts und stehen kurze Zeit später vor einer Rastbank und einer Info-Tafel mit Wegbeschreibung, die wir abfotografieren. Es ist etwa 11 Uhr als wir den Aufstieg beginnen. Das Wetter ist traumhaft, die Sonne scheint, es ist still um uns herum. Nur die Geräusche der Natur. Wind, Vögel – und unsere Schritte.

Um 11:40 Uhr haben wir den ersten steilen Anstieg auf einen Absatz am Bergrücken geschafft und legen eine Rast ein um den Durst zu löschen. Danach geht – nach einer kurzen flacheren Stelle – der steile Anstieg zum ersten der drei Gipfel weiter, den wir schließlich um kurz nach 12 Uhr erreichen. Die Fernsicht ist in alle Richtungen umwerfend! – Lediglich nach Nordwesten ist es etwas dunstiger.

Wir setzen uns etwas windgeschützt an einen Felsrücken und machen Gipfelrast. Wir verzehren unsere Müsliriegel und eine Packung TUC-Kekse, trinken Wasser, genießen und fotografieren die Aussicht, während die wenigen Wölkchen am Himmel kleine wandernde Schatten auf die Landschaft im Tal werfen.

In der Umgebung sind mehrere Gletscher zu sehen, so der Tindfjallajökull, der Mýrdalsjökull und der Eyjafjallajökull. Dazwischen breitet sich die Ebene des Flüsschens Fiská aus, auf der anderen Seite fließt der Markarfljót und dort liegt auch die Zufahrt zum beliebten Outdoor-Ziel Þórsmörk, einem Tal mit zahlreichen Wandermöglichkeiten, das allerdings nur mit dem Hochland-Bus oder per Geländewagen (Allradantrieb und Bodenfreiheit zum Queren von Furten) über die Straße F249 erreichbar ist. Aber hier kann man sich tagelang in der Natur vergnügen, abseits der Zivilisation. – Allerdings: Einsam ist es dort inzwischen dank Instagram nicht mehr.

Wie sind die beiden Gipfelstürmer-Bilder entstanden? Nun, mit Selbstauslöser und Stativ, klar. Aber was für ein Stativ und welche Baumeister-Fertigkeit war erforderlich? – Seht selbst, Clara hat’s festgehalten 🙂

Um kurz vor 13 Uhr steigen wir wieder ab. Die Wege zu den beiden anderen Gipfeln sind kaum erkennbar und schlecht oder gar nicht markiert. Es scheint uns nicht notwendig diese Wege zu suchen, wir hatten ja bereits eine tolle Aussicht. Während des Abstiegs kommt uns im unteren Teil des Weges ein Paar beim Aufstieg entgegen, sonst ist hier weit uns breit kein Mensch unterwegs.

Gegen 14 Uhr sind wir wieder unten am Fluss, wo Clara ein paar seltsame Formationen im Sand-Sediment am Rande des Bettes der Fiská entdeckt. Um 14:30 Uhr sind wir wieder zurück beim Auto.

Wir fahren die Straße wieder zurück bis zu dem Rastplatz im Wäldchen, das wir bei der Anfahrt gesehen haben. Wir setzen uns und essen eine Kleinigkeit, danach huscht Clara in den Wald. Ich räume unsere Sachen zusammen, als plötzlich und unerwartet mein Handy klingelt. Clara ruft an, ich soll schnell mal den Weg in den Wald hoch kommen. Sie klang nicht so, als sei etwas passiert, aber doch so, dass ich mich beeilen sollte.

Neben einem Windspiel und diversen bunt angemalten und zwischen den Bäumen aufgehängten Baumscheiben hat Clara einen Spielplatz mit Schaukel und Schaukelpferdchen (sehr rudimentär!) gefunden. Sie wirkt sehr glücklich auf der unerwartet gefundenen Schaukel 🙂

Zurück auf der Straße Nr. 261 fahren wir weiter in östlicher Richtung. Kurz vor der Abzweigung der Straße Nr. 250 nach Süden erreichen wir linker Hand den Merkjárfoss (auch Gluggafoss; Gluggi = Fenster), dessen obere Fallstufe nur durch ein Loch bzw. Fenster im Fels zu sehen ist, wo das Wasser in einer Art Rinne nach unten stürzt. Sehr besonders!

Video: am Fuße des Gluggafoss bzw. Merkjárfoss

Seitlich davon kann man auch einen Weg hinauf steigen und den Wasserlauf oberhalb des Falls ein Stück entlang wandern, was wir natürlich gemacht haben.

Ganz in der Nähe sind noch weitere Wasserfälle wie der Drífandifoss und der Þórðarfoss, die wir aber nicht auch noch auf unser Programm setzen. Als wir von oben wieder herunter kommen, ist gerade ein Hochzeitspaar mit einem roten Super-Jeep zum Foto-Shooting vor dem Wasserfall eingetroffen. Schon recht beeindruckend, diese Riesenmobile mit ihren Stollenprofil-Walzen für’s allergröbste Gelände.

Den Weg zurück zur Ringstraße Nr. 1 wollte ich über die Straße Nr. 250 (Schotter) machen. Auf halbem Weg steht ein Schild, das auf Bauarbeiten hinweist, aber davon ist weit und breit nichts zu sehen. Zu Beginn ist der Schotterbelag auch noch ganz OK, vielleicht ein wenig grob. Nach kurzer Zeit wird der Untergrund aber plötzlich wieder sehr dunkel und weich und erinnert eher an Blumenerde, als an Schotter. Ich kann die Ringstraße bereits sehen, als ich mich notgedrungen entscheide umzukehren um nicht in diesem „Blumenbeet“ einzusinken. Wir fahren zurück bis zum Baustellenschild und dann links. Dadurch fahren wir (auf einer Piste mit der Nummer 2418) vier Kilometer wieder in westlicher Richtung zurück auf Hvolsvöllur zu, ehe wir auf die Ringstraße treffen und dann wieder nach Osten abbiegen können. Nach dieser kleinen, staubigen Irrfahrt steuern wir den nächsten Rastplatz neben einem alten Schafstall direkt an der Straße an und machen Kaffeepause.

alter Schafstall – mit Picknick-Bank dahinter

Bei diesem schönen Wetter wollten wir gerne noch ein Bad besuchen, das wir auch 2022 schon besucht haben. Allerdings standen auf dem Parkplatz ziemlich viele Autos, was uns etwas abgeschreckt hat, da es ja ein recht kleines Bad ist und wir keine Lust auf Massenandrang hatten. Das fanden wir etwas schade und denken darüber nach, später nochmal wieder zu kommen. Wir sind daher erst einmal weiter gefahren zum Skógafoss, einem Touristen-Hotspot den wir vor zwei Jahren ausgelassen haben, weil wir der Wasserfälle allmählich etwas überdrüssig waren. Das holen wir jetzt nach. 😉

Und diesmal schauen wir ihn uns genau an und zwar von unten und von oben, denn auch bei diesem Fall kann man einen Weg hinauf steigen und den Wasserlauf oberhalb des Falles ein Stück entlang gehen.

Da der Wassernebel des Wasserfalls durch den Wind heraus getrieben wird auf die Besucher zu, werden wir vom Gischt-Schleier ein wenig geduscht. Vor allem Clara wagt sich weit vor und steht lange vergnügt im Vorhang aus Wassertröpfchen. Wir werden aber schnell wieder von Sonne und Wind getrocknet, als wir den Weg nach oben begehen und dort den Fluss Skógá ein gutes Stück hinauf wandern.

Video: Aufnahme von der Fallkante des Skógafoss

Dieser Weg ist sogar Teil eines bekannten Trekkingpfades, der über den Fimmvörðuháls Pass (1116 m) erst ins Þórsmörk-Tal und weiter nach Landmannalaugar im Hochland führt. Ein Wanderer mit gut gepacktem Rucksack geht recht zielstrebig diesen Weg am Wasserlauf entlang, immer weiter, vermutlich hat er sich genau diese Strecke vorgenommen. Allein sollten das aber nur sehr erfahrene Wanderer tun.

Da direkt hier am Parkplatz des Skógafoss auch eine Campingmöglichkeit besteht, beschließen wir zunächst unser Abendessen zu uns zu nehmen (Fussili mit Sahnesoße) und dann zum Bad (Seljavallalaug) zu fahren, in der Hoffnung, dass am späten Abend dort weniger los ist. Trotz des relativ leeren Tanks sollte das noch machbar sein.

Um 21 Uhr stehen wir auf dem nun deutlich leereren Schotter-Parkplatz des Bades im Tal. Der schmale Fußweg führt entlang und stellenweise durch das Schotterbett des Flusses Bakkakotsá, der von den umgebenden Bergen herunter kommt. Etwas oberhalb des Flusses erreichen wir nach etwa 20 Minuten das 101 Jahre alte Becken des Freibades Seljavallalaug, welches von einer natürlichen Thermalquelle gespeist wird und wo man im etwa 35 Grad warmen Wasser die umgebende Berglandschaft genießen kann. Die Ausstattung ist sehr einfach und rudimentär. Es gibt keine Duschen, keine Toiletten und keine Kleiderspinde. Lediglich drei Räume als Umkleiden, die nicht einmal nach Geschlechtern getrennt sind, Jedenfalls nicht sichtbar. Darin sind Garderobenhaken an der Wand und Bänke zum Sitzen und als Ablage.

Dort wo das Wasser aus der Rohrleitung einströmt ist es etwas wärmer, vielleicht 37 Grad. Im Rest des Beckens ist es kühler, je weiter man sich vom Zulauf entfernt. Als wir ankommen sind etwa sechs Leute im Wasser. Von 22 bis 22:30 Uhr haben wir es sogar für uns allein. Eine einzelne Besucherin macht nur (Selfie-)Fotos im Wasser – von sich selbst in diversen Posen, aber sie schwimmt nicht.

Dann kommen plötzlich wieder mehr Leute, junge Menschen mit Bierdosen. Es sieht sehr nach dem Beginn einer Pool-Party mit Feierabend-Bier aus. Wir verlassen den angenehm warmen Pool und begegnen der Kälte (8 Grad) außerhalb. Schnell schlüpfen wir in unsere Kleidung und treten den Rückweg entlang blühender Lupinen zum Auto an.

Übrigens: Die dauerhaft leuchtende „Motorcheck“-Kontrollleuchte im Armaturenbrett, begleitet uns weiterhin und nun schon seit rund 700 Kilometern. Aber das Auto läuft brav und zuverlässig. 🙂

Am Campingplatz beim Skógafoss putzen wir nur noch Zähne und fallen ins Bett. Clara hängt die nassen Sachen teils im Auto, teils an einer flugs gespannten Leine zwischen dem Auto und einem Busch auf.

Km-Stand: 233.711 (113 km gefahren)

Tag 29 – Wandern und Wassern im Süden

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