16.06.2024 (Sonntag)
Wir frühstücken gemütlich draußen in der Sonne und starten gegen 10:30 Uhr vom Campingplatz in Kirkjubæjarklaustur. Wir steuern zuerst nochmal die Tankstelle an, da wir gestern nichts mehr einkaufen konnten. Leider gibt’s an der Tanke aber keine Lebensmittel, nicht mal teure. Schade eigentlich.
Also fahren wir erst einmal auf der Ringstraße Nr. 1 weiter. Nach 10 Kilometern erreichen wir Dverghamrar, die „Zwergklippen„. Eine Ansammlung von Basaltsäulen, hexagonalen Stelen, die früher wohl mal Klippen an der Küste waren, nun aber ein Stück weit vom Meer entfernt liegen. Wir wandern auf einem schmalen Pfad zwischen den Säulen herum, klettern hier und da ein wenig hinauf und machen Fotos. Außer uns ist lediglich noch eine Familie da, vielfältig an und auf den Steinen posierend. Und zwei hübsche Islandpferde auf einer eingezäunten Koppel nebenan.
Als nächstes steht Eis auf dem Plan, Gletschereis. Wir halten an einem Parkplatz direkt an der Ringstraße, genau unterhalb eines 600 Meter hohen Berges dessen Gipfel in den Wolken verschwindet. Wir machen ein paar Fotos dieser Bergwelt mit dieser mystischen Stimmung, mit den Wolken und dem Licht dieses Morgens. In der Ferne leuchten die schneebedeckten Gipfel des Vatnajökull-Gletschergebietes.
Ein kurzes Stück weiter steuern wir einen Parkplatz vor dem Skeiðardárjökull an, einem westlichen Ausläufer des Vatnajökull-Gletschers. Dorthin wollen wir wandern, zum Fuß des Skeiðardárjökull.
Der Parkplatz ist leer, wir packen etwas Proviant und Wasser ein und machen uns gegen 12:20 Uhr auf den Weg. Dazu folgen wir einer Schotterpiste, die in Richtung Gletscher führt. Nach etwa 20 Minuten endet die Piste. Vor uns liegt jetzt eine schwarz-grau-sandige und mit Geröll übersäte Mondlandschaft.
Es sind einige Steinmännchen zu sehen, die zur Orientierung bei schlechter Sicht dienen. Wir folgen geraume Zeit einigen Fußspuren durch den schwarzen Sand und natürlich finden sich da auch viele Steine die bewundert (und eingepackt) werden wollen. Doch statt des Gletschers erreichen wir den quer davor verlaufenden Gletscherfluss Gíkjukvisl. Und jetzt wird auch klar, dass wir auf diese Weise nicht direkt bis an die Gletscherzunge gelangen können. Der Fluss, der quer zwischen uns und dem dem Gletscher verläuft, hat eine sehr starke Strömung. Den können wir an keiner Stelle überqueren. Also können wir das Gletschereis nur aus dieser Distanz sehen, nicht anfassen. Dafür breitet sich vor unseren Augen ein kleiner blaugrüner Gletschersee aus.
Wir gehen parallel zum Fluss nach Osten auf einen Geröllrücken hinauf, von wo wir eine schöne Aussicht auf den blaugrünen See mit Gletscherwasser haben, eingerahmt von schwarzem Sand. Hier endet unser Versuch an den Gletscher zu gelangen. Auf der anderen Seite des Gerölls breitet sich die Gletscherlagune des Skeiðardárjökull aus, voller schwarz überzogener Eisberge die im braunen Schmelzwasser dümpeln.
Wir setzen uns inmitten dieser Schotter- und Eislandschaft hin, verzehren unsere Müsli-Riegel und trinken etwas Wasser. Wir lassen diese von den Naturgewalten geformte Umgebung auf uns einwirken. Sitzen da, umfangen von absoluter Stille. – Schließlich folgen wir unseren eigenen Spuren durch den Sand zurück.
Ein Pärchen kommt uns in der Mondlandschaft entgegen und fragt, ob man hier zum Gletscher kommt. Wir erzählen ihnen was wir wissen. Das Auto des Pärchens steht am Ende der Piste, als einziges. Auf dem Rückweg über die Piste begegnen wir zwei weiteren Personen die wissen wollen, ob es „sich lohnt“ hier weiter zu gehen. Nun, das hängt ganz davon ab, was man „lohnenswert“ findet, antworte ich und füge hinzu, was wir auch den anderen erklärt haben. Als wir zurück am Auto sind ist es etwa 15:30 Uhr und wir vespern erst einmal. Solange wir da sitzen und uns stärken, sehen wir keines der beiden Pärchen wieder.
Wir fahren ein Stück weiter und steuern einen Rastplatz (Sandfell) unterhalb des höchsten Berges Islands, dem Hvannadalshnúkur (2119 m), an. Wir wollen hier Kaffee trinken, die einzige Bank- und Tisch-Garnitur wird uns aber frech von den Insassen eines Mini-Miet-Campers weggeschnappt, die extra dafür direkt auf der Zufahrtsstraße unmittelbar vor dem Tisch parken. Das finden wir ein ziemlich rücksichtsloses Verhalten, denn dadurch kann ja niemand mehr an ihnen vorbei. – Solche Honks!
Egal, wir trinken unseren Kaffee eben drinnen in unserem doch recht gemütlichen „blauen Wunder“. Wir schauen durch das Fenster dabei zu, wie die beiden alles mögliche aus dem Auto räumen, vermutlich um sich etwas zu Essen zu kochen. Kurz darauf packen sie aber wieder all ihre Sachen zusammen, da ein Regenschauer aufkommt. Das ist dann wohl der Lohn für die ihre Rücksichtslosigkeit. 😉
Wir fahren eine Ecke (50 km) weiter zur Fjallsárlón-Gletscherlagune und wandern an ihren Ufern entlang. Ich mache Fotos von der Lagune und den schwimmenden Eisbergen darin, Clara hält sich meist mehr an die am Boden liegenden Steine. Mehrere Schlauchboote sind auf der Lagune unterwegs und legen kurz darauf am Ufer an. Nun kehrt Ruhe ein auf der Wasseroberfläche der Lagune. Wir machen uns auf den Weg zurück zum Auto, denn es wird immer später und wir haben noch etwas Besonderes vor uns.
Nächster Halt: Jökulsárlón – DIE Eislagune, die wohl alle Island-Reisenden besuchen. Die Perle der Gletscher-Lagunen. Wir stoppen an einem der ersten Parkplätze, noch vor der Brücke über die Jökulsá, wo der Haupt-Parkplatz angelegt ist. Ein Hinweis-Schild zeigt uns verschiedene kleinere und größere Rundwege auf, die farblich unterschieden werden. Wir klappern sie mehr oder weniger alle ab, machen Fotos und Clara kümmert sich um die Beachtung der Stein- und Pflanzenwelt.
Ein kleines Stück weiter kommt dann die Brücke und davor auf der rechten, sowie danach auf der linken Seite die beiden (kostenpflichtigen) Haupt-Parkplätze vom Diamantstrand (Diamondbeach) – der richtig Eystri-Fellsfjara heißt – und der Eislagune Jökulsárlón. Wir steuern letzteren zuerst an.
Kleine und große Eisberge treiben in der Lagune, schmelzen dabei langsam vor sich hin, während sie dabei gemächlich auf die Öffnung zum Meer zutreiben, wobei sie unter der Brücke der Ringstraße hindurch müssen. Dabei kann es schon mal zu Eisberg-Stauungen kommen. Nach und nach hat sich nun (am späteren Abend) die Sonne unter den Wolken hindurch gewagt, ehe sie hinter Wolken und Bergen untergehen wird. Nun bestrahlt sie die ganze Lagune mit herrlichem, hellem, weichen Abendlicht.
Es ist etwa 22 Uhr als wir mit dem Schauen (fast) fertig sind und wir sind jetzt sehr hungrig. Wir haben uns entschieden hier am Parkplatz (dessen Nutzung immerhin 1000 ISK kostet) zu kochen und danach noch den Diamantstrand (Diamondbeach) auf der anderen Seite der Brücke zu besuchen. Auf unserer Seite liegt leider nur einer der besonders klaren Eisbrocken, drüben liegen direkt am schwarzen Strand deutlich sichtbar jede Menge Eis-Klunker herum. Aber zuerst müssen wir uns stärken.
Da Sonntag ist gibt es bei uns Spaghetti. Wir kochen und essen im besten Licht und vor der schönsten Kulisse die sich denken lässt. Nur wird es leider sehr schnell kalt, was mich in Verbindung mit dem Eis zur Wortschöpfung „Spaghetti on the Rocks“ verleitet. Clara steuert „Spaghetti-Eis“ oder besser „Eis-Spaghetti“ bei. Und tatsächlich können wir kaum so schnell essen wie sie kalt werden. 🙂
Gegen 23 Uhr sind wir fertig und machen uns auf den Weg zum Parkplatz auf der anderen Seite, zu den Diamanten am Strand. Es wimmelt von Fotografen mit allerlei Ausrüstungsgegenständen. Einige kriegen nasse Füße, als sie den Klunkern sehr nahe kommen wollen. Die Flut kommt und schaukelt die größeren Brocken in den Wellen. Kleinere sind zu bizarren Formationen geschmolzen, in ihnen sind kleine Sauerstoffblasen eingeschlossen.
Zum Schluss bezahlen wir noch mittels der Parka-App und machen uns auf den Weg zum nächsten, rund 60 Kilometer entfernten Campingplatz Myllulækur. Dieser liegt etwa 15 Kilometer vor Höfn und wir waren vor zwei Jahren (2022) schon mal dort zu Gast. Wir legen die Strecke in zügiger Fahrt zurück, während das letzte Tageslicht langsam schwindet und den Himmel einfärbt.
Es ist bereits 00:30 Uhr als wir den sehr einfachen Campingplatz erreichen. Daher machen wir uns nur noch schnell und leise bettfein, und sind dann rasch in unseren Schlafsäcken verschwunden. Gute Nacht!

Km-Stand: 234.036 (196 km gefahren)