14.08.2015 (Freitag)

Los geht’s! – Mit unserem vollgepackten roten Nissan Serena 2.0 SE Baujahr 1998, der eine Laufleistung von 138.840 km vorweist, sowie über eine frisch abgelaufene TÜV-Plakette verfügt, brechen wir also gegen 10 Uhr in Stuttgart auf. Die Fahrt soll über die A8 von Stuttgart nach Karlsruhe und weiter über die A5 nach Frankfurt, und von dort über die A3 nach Offenbach führen. Ein schöner Plan von dem wir uns aber schon bei Karlsruhe verabschieden.

Wir verlassen die geplante Strecke um einen gemeldeten Stau auf der A5 zu umfahren. Über KarlsruheMaxau und die B36 erreichen wir bei Bruchsal schließlich wieder die A5 und steuern dann über die A6/A67 auf das Kreuz Frankfurt zu. Es ist sehr viel Verkehr mit vielen daraus resultierenden Verzögerungen. Freitagnachmittag eben. Und dazu noch Urlaubszeit.

Kurios auch die Verkehrsmeldungen aus dem Autoradio dazu: Säcke auf der Fahrbahn, ein rückwärts fahrender LKW …. Ein seltsamer Tag. Gegen 14 Uhr erreichen wir endlich die Abfahrt Hanau auf der A3 und bald darauf kommen wir in Hainburg beim BOSCH-Dienst an.

Der orange-weiße VW-Bus T2 mit Westfalia Camping-Ausstattung steht frisch gewaschen vor der Tür und erwartet uns. Im Werkstatt-Büro werden rasch die Formalitäten erledigt, sowie die Papiere und Schlüssel übergeben. Es folgt eine kurze Einweisung auf dem Parkplatz. Nach dem anschließenden Umladen unseres Urlaubsgepäcks verschwindet unser Nissan in einer der Werkstatt-Hallen.

Clara im VW Bus, den wir gleich beladen werden

Gegen 14:50 Uhr sind wir bereits im VW-Bus auf der A3 unterwegs in Richtung Köln zu meiner Tochter Melanie und ihrem Freund Richard in Neuss (bei Düsseldorf). Dort wollen wir gerne einen Zwischenstopp einlegen und gemeinsam essen gehen, ehe wir dann die Fahrt nach Calais fortsetzen werden.

Doch nach einer halben Stunde Fahrt kündigt sich im VW Bus Unheil an: Die (aus Gründen!) neu eingebaute Öltemperaturanzeige steigt auf satte 120 Grad! – Ich fahre erst einmal nur noch 80 km/h und werde bald von LKW geschoben oder überholt. Und das auf nahezu ebener Strecke ohne wesentliche Steigung! – Ich lege eine kleine Pause von 10 Minuten ein, um das Öl etwas abkühlen zu lassen.

Der Effekt verpufft rasch und schon wenige Kilometer weiter, kurz vor dem Kreuz Wiesbaden, fahre ich einen Parkplatz an um den Vermieter anzurufen. Ich informiere ihn über das Temperatur-Problem, über ungute Geräusche und die Geruchsentwicklung. Auch Clara wird das Auto zunehmend unheimlich. Nach weiteren 15 Minuten banger Weiterfahrt rufe ich vom nächsten Parkplatz aus erneut an.

Diesmal kriegen wir die Order umzukehren und das Auto zurück zu bringen. Wir verlieren also wieder Zeit. Ich informiere Melanie per SMS, dass es später werden wird. Am Kreuz Wiesbaden drehen wir um und fahren Richtung Frankfurt/Offenbach zurück. Clara fühlt sich inzwischen mit dem Auto auch schon nicht mehr so wohl, da es zudem stark schwankt und schaukelt. Das wiederum liegt zum Teil an einer etwas unpräzisen Lenkung, aber auch die Bremsen sind sehr gewöhnungsbedürftig für mich. Und das, obwohl ich mit alten Autos und ihrer Technik aus der Vergangenheit (Trommelbremsen, Bremsen ohne Bremskraftverstärker usw.) durchaus vertraut bin.

Die Öltemperatur liegt nun dauerhaft nahe am Anschlag der Anzeige bei 150 Grad. Obwohl ich mich bemühe den Wagen rollen zu lassen und nur moderat das Gaspedal zu nutzen. Ich frage mich, was die Werkstatt in den zwei Tagen „Probefahrt“ gemacht hat, denn das hätten sie ja selbst bemerken müssen. Wahrscheinlich sind sie nur Bier holen gefahren. 😉

Wir kommen über das Kreuz Frankfurt und erreichen das Kreuz Offenbach. Der Motor macht starke Geräusche und ich sehe blau-grauen Qualm im Rückspiegel. Clara wird das alles sehr unheimlich. Sie bittet mich inständig, den nächsten Parkplatz anzusteuern. Während der Bus dort einfährt gibt der Motor endgültig den Geist auf. Ich lasse ihn ausrollen.

Und so endet unser Traum vom Oldtimer-Urlaub mit einem VW-Bulli T2 Camper nach nicht einmal 80 km auf dem Autobahn-Parkplatz Hainbach-Süd an der A3. 🙁

Enttäuscht und entmutigt, aber auch langsam nervös werdend, weil sich unser Zeitplan (es ist inzwischen 16:35 Uhr) weiter ins Ungewisse verschiebt, rufen wir wieder beim Vermieter an. Ich frage nach, ob ich den ADAC oder den BOSCH-Pannendienst anrufen soll, der in den Papieren des Fahrzeugs vermerkt ist. Letzteres ist der Fall.

Lange warte ich in der Warteschleife des Pannendienstes bei schlechter Wartemusik, bis eine freundliche Dame sich meldet und die Fahrgestellnummer des Fahrzeugs möchte. Leider findet sie das Auto nicht im System, aber mit dem Kennzeichen klappt’s dann doch noch. Sie nimmt alles auf und sagt, dass es etwa 45 Minuten dauern könne, bis der Abschleppwagen da sei.

Nach 45 Minuten ruft der Fahrer eines Abschleppunternehmens an. Es wird weitere ca. 30 Minuten dauern, bis er von Bad Homburg aus bei uns ist. Ich gebe ihm durch wo wir sind (Parkplatz „Hainbach“). Um 18:03 Uhr ruft er wieder an. Er findet uns nicht – wie sich herausstellt, weil er auf der falschen Seite der A3 sucht (wir sind auf der Südseite der A3 auf dem Parkplatz „Hainbach-Süd“).

Ein paar Minuten später ist er da. Routiniert und selbstbewusst parkt er neben dem VW-Bus genau auf der Fahrspur durch den Parkplatz, so dass nun niemand mehr an ihm vorbeikommt. Blockierte Autofahrer wollen kurz darauf die Polizei holen, wissen jedoch nicht was sie als Standort angeben müssen 😊 – Der Pannenhelfer lässt sich derweil nicht aus der Ruhe bringen.

Er versucht den Bus mit einem „Kreuz“ anzuheben, was jedoch scheitert, da sich der Bus nicht waagrecht anheben lassen will, sondern mal nach hinten, mal nach vorne kippelt. Am Ende wird der VW-Bus mit der Winde auf die Pritsche des Abschleppwagens geschleppt.

Wir nehmen in der Fahrerkabine Platz und der Fahrer fährt los in Richtung Hanau. Ich protestiere, denn ich will nach Hainburg. Dorthin, wo unser eigenes Auto steht. Er wiederum argumentiert, er müsse zum nächstgelegenen BOSCH-Dienst fahren und das mit der Versicherung klären. Ich bitte dringend darum, uns nach Hainburg zu fahren, da ich wieder an unser Auto kommen und das Urlaubsgepäck umladen muss. Außerdem sei das ja auch ein BOSCH-Dienst, dem das Fahrzeug gehört. Und zudem sei es auch näher als Hanau. Er lenkt schließlich ein und fährt uns wie gewünscht zurück zum Vermieter.

Dort angekommen erhalten wir unser Geld zurück, nehmen unser Auto wieder entgegen, laden das Gepäck erneut um und nehmen an einer benachbarten Imbiss-Bude je eine Portion Pommes zu uns. Sowohl Vermieter als auch der Werkstatt-Meister verabschieden uns mit langen Gesichtern.

Um 19:30 Uhr sind wir endlich wieder auf der Straße unterwegs. Mit unserem zwar TÜV-losen, aber sehr zuverlässigen und vor allem fahrtüchtigen Auto. Wieder geben wir Melanie per SMS Bescheid.

Gegen 21:15 Uhr legen wir einen Tankstopp ein und kündigen Melanie an, dass wir wohl in einer Stunde ankommen werden. Um 22:15 Uhr treffen wir tatsächlich ohne weitere Zwischenfälle ein. Sofort gehen wir mit den beiden los, um in der Stadt (Neuss) Pizza zu essen ehe das Lokal schließt.

Später kriege ich bei den beiden zuhause auf dem Balkon in der lauen Wärme dieser Sommernacht noch einen Kaffee für die Fahrt durch die Nacht serviert, ehe Clara und ich uns gegen 1 Uhr auf die Weiterfahrt Richtung Calais machen.

15.08.2015 (Samstag)

Die Fahrt führt uns zunächst über Venlo nach Eindhoven in den Niederlanden, dann an Antwerpen und Brügge vorbei durch Belgien (Flandern) nach Dunkerque (Dünkirchen) und nach Calais in Frankreich. Dabei dürfen wir auch die legendären, damals noch bei Nacht hell erleuchteten belgischen Autobahnen erleben. Wir halten das allerdings wirklich für Stromverschwendung. – Seit 2022 ist das Vergangenheit.

Bereits um 4:50 Uhr erreichen wir den Hafen von Calais und werden sofort, quasi ohne anzuhalten, auf die nächste ablegende P&O-Fähre geleitet. Damit sind wir eine Fähre früher dran als eigentlich gebucht. Man ist hier offenbar flexibel. Am frühen Morgen verlassen wir Calais noch ehe das Tageslicht herauf dämmert.

Unsere Fahrstrecken auf dem Weg von Stuttgart (D) nach Calais (F) zur Fähre nach Dover (GB)

Km-Stand: 139.760 (920 km gefahren)

Tag 1 – Ein ziemlich holpriger Fehlstart

Beitragsnavigation


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert