02.05.2022
Um 6:30 Uhr klingelt der Wecker. Wir stehen auf, weil um 7:30 Uhr die Ankunft in Tórshavn, der Inselhauptstadt der Färöer Inseln vorgesehen ist, und die Kabinen eine Stunde zuvor geräumt sein sollen. Wir haben wegen der frühen Ankunftszeit für heute kein Frühstück an Bord gebucht und begeben uns daher auf Deck 5 zu einer der Sitzecken.
Ich gehe noch ein paar Minuten an Deck, um vor der Ankunft noch ein paar Fotos zu machen. Schon bald ertönt die Ansage, dass nun die Fahrzeugdecks geöffnet seien und man sich zu seinen Fahrzeugen begeben kann. Wir machen uns langsam auf den Weg, müssen dann aber doch noch sehr lange im Schiffsbauch im Auto warten, bis wir von Bord rollen können.
Nach einigen unnötigen Kilometern auf der Tórshavner Umgehungsstraße und in einem Gewerbegebiet auf der Suche nach einem im Reiseführer erwähnten Supermarktparkplatz (und dem dort angeblich befindlichen Bankautomaten um uns mit Bargeld zu versorgen), kehren wir erfolglos ins Zentrum zurück und parken das Auto irgendwo, wo wir den Eindruck haben das auch zu dürfen.
Zu Fuß durchstreifen wir zuerst Tórshavns Altstadt bzw. das wirklich sehr schmucke kleine Regierungs-viertel Tinganes mit einem der wohl ältesten (aktiven) Parlamentssitze der Welt. Die Inselgruppe der Färöer besteht aus 18 Inseln, Tórshavn liegt auf der Hauptinsel Streymoy.
Danach gehen wir am Hafen entlang, wo Clara’s Augen ein altes Segelschiff mit der Kennung TN 54 entdeckt haben. Und wo wir nochmal einen Blick auf unsere Fähre, die MS Norröna werfen können. Danach machen wir einen Bogen durch die höher gelegenen Straßen und entfernen uns immer weiter vom Zentrum.
Ein älterer Mann spricht uns an und fragt woher wir kommen. Er erzählt uns dass er jahrzehntelang als Fischer gearbeitet hat und dass es seit einem Monat nicht geregnet hat. Dass die Winde seit einigen Jahren nicht mehr westlich oder östlich der Inseln vorbei ziehen, sondern immer häufiger nördlich und dass die Temperaturen steigen.
Erst längere Wege danach, als wir unseren Erkundungskurs wieder Richtung Zentrum korrigiert haben, finden wir endlich den langersehnten Bankautomaten und ziehen gleich mal 2000 Dänische Kronen. Allerdings in der färingischen Ausgabe, die nur hier auf den Inseln und auf dem Schiff akzeptiert werden bzw. üblich sind. Der Wert ist aber 1:1 an die Dänische Krone gekoppelt. Und es sind schöne Scheine.
Wir gehen endlich in ein Café zum Frühstücken und machen uns anschließend auf den Weg zurück zum Auto. Ein kurzes Stück hinunter in Richtung Hafen parken wir erneut, um der Alten Festung einen kurzen Besuch abzustatten. Diese besteht im Wesentlichen aus ein paar dicken, mit Gras bewachsenen Mauern und einem kleinen Leuchtturm. Daneben sind noch vier alte Kanonen sowie zwei neuere Schiffsgeschütze so positioniert, dass damit die Stadt bzw. der Hafen verteidigt werden konnte.
Nun begeben wir uns allmählich auf den Weg aus der Stadt, machen zuvor aber noch einen Abstecher zum Nordlandhaus (eine Art Mehrzweckhaus mit Café/Restaurant), wo wir uns eine Mittagsstärkung in Form von Salat genehmigen, und wo wir das WLAN nutzen. Ich installiere Google Chrome. 🙂
Alles ist etwas teuer, so kosteten die beiden üppigen Salatteller und die Getränke dazu rund 40 Euro.
Wir legen danach noch einen Zwischenstopp am Stadtgarten, dem größten „Wald“ der Färöer, ein. Es handelt sich um eine sehr schöne Oase in der Stadt, garniert mit Bronze-Skulpturen eines lokalen Künstlers. Der Park ist durchzogen von schmalen, sich schlängelnden Wegen, ebensolchen Wasserläufen und kleinen Seen mit Enten darauf.
Die Fauna ist nicht wie ein Park, eher wie ein Stück wilder Wald, der nicht aufgeräumt wird, nur sachte geordnet und in dem einige sehr besondere Pflanzen wachsen. Und natürlich die Sumpfdotterblumen (Buttercup), die typische Blume der Färöer Inseln.
Wir verlassen Tórshavn, das im Süden der Hauptinsel Streymoy liegt, auf der Panoramastraße Nummer 50 (Buttercup road), um unser Tagesziel auf der Nachbar-Insel Várga anzusteuern. Unterwegs biegen wir einmal scharf nach links in eine sehr enge kurvige Straße ein, die innerhalb von knapp 3 km eine fast alpin anmutende Höhe erreicht und unterhalb einer Art Radarstation endet (Sonfelli). Von dort hat man einen grandiosen Ausblick in Richtung der Insel Várga mit dem Vestmannasund dazwischen.
Auch die beachtlichen Gebirgsmassive einiger der höchsten Gipfel der Insel liegen direkt vor unserer Nase. Überhaupt: Diese Weite, diese karge kahle Landschaft, dieses ganze „nicht besiedelt sein“. Nur wenige Straßen, nur wenige Häuser. Nur selten ein Ort. Ruhe. Weite.
Auf die Insel Várga gelangt man durch einen (mautpflichtigen) Unterseetunnel von ca. 4,9 km Länge. Auf der anderen Seite führt die Straße wiederum steil bergauf und durch ein Stück leeres Land bis zum Ort Sandavágur und weiter nach Midvágur, wo der einzige Campingplatz (Giljanes) der Insel liegt, auf dem man mit Wohnmobilen oder ähnlichem übernachten darf. Wild campen ist offiziell ebenso verboten, wie auf Parkplätzen zu übernachten.
Bevor wir dort vorstellig werden (ich hatte von Deutschland aus reserviert) machen wir noch einen kurzen Ausflug zum „Trollfinger“, einer Felsnadel die vom Meeresniveau mehrere hundert Meter steil senkrecht aufragt, direkt vor einer nicht weniger imposanten Steilklippe.
Wir kehren zurück zum Campingplatz und stellen fest, dass noch zwei andere deutsche Camper (VW-Busse) da sind, die wir schon auf der Fähre bemerkt hatten. Die Anmeldung war nicht besetzt und telefonischer Kontakt klappte nicht, also fingen wir einfach mal damit an, unser Auto für die Übernachtung entsprechend umzubauen.
Dazu musste nun die Dachbox aus dem Wageninneren auf das Dach gebaut werden. Das dauerte viel länger als erwartet, weil einige der Befestigungsgewindebügel durch lange Lagerung in der Garage ohne Nutzung derart verrostet/oxidiert waren, dass ich Mühe mit dem befestigen hatte.
Am Ende war aber alles gut und nach viel hin- und her räumen war es dann so weit und wir konnten endlich unser Abendessen kochen: Spaghetti mit Arrabiata-Soße.
Auch an diesem Abend standen der Computer, das Internet und ich nicht auf der selben Seite. So gab ich es schließlich auf, denn ich war auch reichlich müde.
Km-Stand: 203.590 (90 km gefahren)