20.05.2024 (Montag)
Für heute haben wir den Wecker auf 7 Uhr gestellt. Ich hatte für heute kein teures Frühstück vom Buffet gebucht. Da die MS Norröna um 7:30 Uhr in Tórshavn anlegt, werden wir den etwa viereinhalb-stündigen Landgang dazu benutzen, unser Frühstück in einem Café an Land einzunehmen. Von unserem letzten Besuch im Jahr 2022 ist uns das Café Panamé, nicht allzu weit vom Hafen entfernt in guter Erinnerung.
Tórshavn empfängt uns grau und nieselig. Wir verlassen das Schiff als Fußgänger, das Auto bleibt an Bord. Der Ort schläft noch, Geschäfte und Cafés sind noch geschlossen. Das Café Panamé öffnet erst um 8 Uhr. Und wir sind nicht die Einzigen die davor warten. Nach zehn Minuten Wartezeit öffnet das Café pünktlich und wir sind die Ersten die sich einen Tisch (am Fenster) wählen und die Bestellung aufgeben: Cappuccino und heißer Kakao, sowie zwei (frische warme) Croissants. Wir genießen unser duftendes Frühstück an diesem gemütlichen Ort sehr.
Über das freie WLAN des Cafés teilen wir den Lieben zuhause mit, dass wir hier gut angekommen sind und senden ein paar Bilder mit. Die Färöer Inseln gehören zwar zu Dänemark, sie sind aber nicht im EU-Roaming Abkommen enthalten, weshalb es sehr teuer werden kann, sich hier mit einem Internet-Anbieter zu verbinden. Ich musste das bereits mit meiner Vodafone Prepaid Karte feststellen, von der durch bloßes Einschalten der Mobilen Daten innerhalb weniger Sekunden bereits etliche Euros abgesaugt wurden! Dass mir das passierte lag daran, dass ich zuvor eine SMS erhalten hatte mit dem Wortlaut „Willkommen in Island …“ – was natürlich nicht stimmte. Danke für nix Vodafone! – Also: Datenroaming ausschalten!
Nach dem Frühstück wollen wir noch etwas frisches Obst und Gemüse einkaufen oder in paar Sandwiches besorgen für später am Tag, aber es hat auch um 9 Uhr und später noch immer alles zu. Wir schlendern daher erstmal in einem weiten Bogen über den Stadtgarten (den wir schon 2022 sehr schön fanden) und zwischen hübschen und interessanten Häusern hindurch.
In einer ruhigen Wohnstraße entdecken wir einen still vor sich hin rostenden S-Klasse Mercedes 600 V12 der Baureihe W140. Es gibt bestimmt Mercedes-Enthusiasten, die sich hier an die Brust fassen müssten.
Unser weiterer Weg führt uns an einem kleinen, auf einem Hügel künstlich angelegten Teich vorbei, in dessen Mitte eine kleine Stein-Insel mit einer Ketten-Skulptur steht.
Wir wenden uns wieder dem Ort zu und erblicken einen lang gezogenen flachen schwarzen Klotz. Es handelt sich um das sms Einkaufszentrum, das sich in direkter Nachbarschaft zum grauen grauen Klotz der „Politi“ (Polizei) befindet. Letzteres ist erstaunlich groß für so ein kleines Inselreich, denke ich mir. Und genauso einfallslos, grau und klobig wie man sich Beamtenbauten halt vorstellt. Es könnte aber auch die Zentrale der grauen Herren von der Zeitsparkasse aus „Momo“ von Michael Ende sein.
Wir steuern das riesige sms Einkaufszentrum an, aber auch das hat noch geschlossen und es hat seine Kunden-Eingänge gut versteckt. Jedenfalls sind sie für uns nicht gleich erkennbar. Die scheinen sich hier auf Kundenabwehr spezialisiert zu haben. Wir umrunden systematisch den schwarzen Komplex um sie zu finden. Es brennt zwar spärliches Licht im Innern, aber der Parkplatz ist auffällig leer. Als wir einen Eingang gefunden haben, sagt uns das Schild am Eingang was von 9-18 Uhr, oder auch 10-20 Uhr. Diese Information scheint aus der Zeit vor Corona zu stammen. Im Internet steht, dass es von So-So (also täglich) von 14-21 Uhr geöffnet hat.
Bis 14 Uhr können wir nicht warten. Als es weder um 10 noch um 10:30 Uhr öffnet, machen wir uns enttäuscht auf den Weg Richtung Hafen und begegnen noch etwas natürlicher Kunst am Bau, sowie einem starken Mann:
Bei einem Imbiss nehmen wir einen Vegie- und einen „normalen“ Toast zu uns. Das passt dann auch zeitlich sehr gut, da wir ja um 12 Uhr wieder zurück beim Schiff sein sollen, um dann um 13 Uhr pünktlich abzulegen.
Die Bordzeit entspricht übrigens der färingischen Zeit, da die Smyril Line eine färingische Reederei ist.
Wir sind rechtzeitig an Bord, aber meine Schuhe und Socken sind durch den Regen inzwischen richtig durchnässt. Ich nutze also die Zeit während des Aufenthaltes im Hafen um in das geöffnete Auto-Deck zu gelangen und mein altes Paar Wanderschuhe und trockene Socken aus dem Auto zu holen, denn später während der Überfahrt ist das Auto-Deck geschlossen.
In der Kabine knabbern wir mit Käpt´n Rotbär (Erik der Rote!) die letzten Pizza-Kräcker und gehen an Deck, als das Schiff abzulegen beginnt. Mit einem langen Tonsignal verabschiedet sich die MS Norröna aus Tórshavn.
Der Kapitän informiert über die zu erwartende Wetter- und Wellen-Situation auf dem Weg nach Island (Wellen bis 2,5 m Höhe) und empfiehlt uns, die Aussicht während der Durchfahrt zwischen den Inseln zu genießen, was wir während der nächsten zwei Stunden auch tun werden.
Zwar sind die Gipfel der steil aus dem Wasser aufragenden Inseln in tiefhängende graue Wolken gehüllt, dennoch finden sich lohnende Fotomotive. Hinter uns kommt ein wenig die Sonne durch, vor uns liegt ein grau-nasses Etwas. Nachdem die Inseln hinter uns liegen nimmt der Wind aus Westen zu und mit ihm wird der Seegang stärker.
Inzwischen ist es 15 Uhr geworden und wir sind nun gut durchgelüftet. Es zieht uns jetzt in die magische Laterne wo wir uns mit Laptop (ich) und Buch (Clara) ausgestattet bei zwei Tassen heißer Schokolade aufwärmen. Gegen 17 Uhr hole ich mir noch einen Cappuccino, Clara entscheidet sich für Cranberry-Saft.
Die „Laterna Magica“ leerte sich zunehmend, als das Bord-Restaurant ab 18 Uhr öffnete. Wir ließen den Leuten den Vortritt und gingen erst um 20 Uhr runter, als fast alle schon fertig waren. Für Clara bestellten wir eine Pizza Margarita, für mich einen Norröna-Burger mit Pommes, beides für je ca. 16 Euro. Aber es war reichlich und hat auch wirklich gut geschmeckt.
Clara ist danach zum Duschen in die Kabine und ich bin nochmal raus an Deck. Das Schiff schwankt nun spürbar, vor allem vor und zurück, aber auch ein wenig seitlich. Die Wellenhöhe dürfte nun bei den angekündigten 2 bis 2,5 m liegen. Nach 15 Minuten Frischluft gehe auch ich rein um noch zu duschen (bei etwas Seegang auch ne lustige Erfahrung) und mich zu rasieren, bevor wir morgen dann den Bereich zivilisatorischer Annehmlichkeiten erst einmal verlassen werden.
Von Tórshavn (FO) nach Seyðisfjörður (IS) in weiteren 20 Stunden – (raw Map by OpenStreetMap.org)
Km-Stand: 229.825 (0 km gefahren)