28.05.2024 (Dienstag)
Heute vor einer Woche sind wir in Island angekommen. Drei weitere Wochen liegen bis zur Heimreise noch vor uns und wir sind sehr gespannt was wir in dieser Zeit alles sehen und erleben werden. Es ist beim Aufwachen am frühen Morgen wieder recht warm im Auto, da erneut (welch Glück !) die Sonne vom strahlend blauen Himmel scheint.
Wir frühstücken wie gewohnt unser Müsli draussen neben dem Auto und machen uns gegen 9 Uhr auf den Weg zum ersten Ziel, dem Kratersee Víti am Krafla Vulkansystem. Auf dem Weg dort hin (an der Straße Nr. 863) liegt auch das Geothermal-Kraftwerk, das wir auf dem Rückweg später kurz besuchen und einen Info-Film anschauen werden. Hier wird aus der vulkanischen Wärme im Boden Energie gemacht.
Am Parkplatz treffen wir andere Deutsche, aus dem Raum Karlsruhe (mit Kind) und erwandern den kurzen Anstieg zu einem Aussichtspunkt am Kraterrand. Überraschend ist dann für uns, dass der Kratersee noch komplett gefroren ist und auch der Weg drumherum noch weitgehend unter Schnee begraben ist. Eine Umrundung ist deshalb nicht möglich. Ein Abrutschen vom Schnee auf den See ist durchaus gefährlich.
Die Idee, den Gipfel der Krafla (818 m) zu erwandern verwerfe ich, denn überall stehen eindeutige Verbotsschilder. Nur für Servicepersonal der technischen Einrichtungen ist es erlaubt die Wege zu benutzen. Zumindest für den Moment deute ich das so. Vermutlich betrifft es jedoch nur das Befahren mit Fahrzeugen – zu Fuß wäre es sicher erlaubt gewesen. Auf einem der Schilder am nächsten Parkplatz ist der Weg auf den Gipfel ja sogar als Wanderweg ausgewiesen. Egal, es gibt genug Alternativen …
Zwei Parkplätze tiefer suchen wir das Lavafeld Leirhnjúkur auf und wandern über Schnee und Matsch zum ehemaligen Lavastrom. Der ist zwar erkaltet, aber auch jetzt, über 40 Jahre nach den letzten Ausbrüchen, den Krafla-Fires von 1975-1984, dampft und schwefelt es aus der Erde. Der Boden ist warm, stellenweise heiß und von dampfenden Solfataren und blubbernden Schlammlöchern übersät. Über eine hölzerne Aussichtsplattform führt der Weg weiter durch ehemalige Lava. Ehemals glühend heißer Gesteinsbrei liegt jetzt zu unterschiedlichsten Formen erstarrt in der Weite der Landschaft. Weiter geht’s zum schönen Aussichtsberg Hófur, wo wir eine kurze Pause zum genießen einlegen und ein paar Müsliriegel vespern. Auf dem Rundweg gelangen wir danach wieder zurück zum Auto.
Auf der Rückfahrt durch das Tal kommen wir an einer frei in der Landschaft stehenden (warmen !) Aussendusche vorbei. Hier zu duschen kann sicher recht witzig sein, da man dabei seine Position unter dem Wasserstrahl ständig der vorherrschenden Windrichtung anpassen, also dem Strahl nachlaufen muß. Duschen vom Winde verweht sozusagen. 🙂
Wir verzichten aber und fahren statt dessen zum Mývatn Nature Bath (Jarðböðin) um dort zu warmbaden. Es ist ca. 13:30 Uhr und es sind nicht unbedingt weniger Autos auf dem Parkplatz (und damit Menschen im Bad) als bei unserem kurzen Besuch gestern. Eher sogar mehr, wenn man die drei Reisebusse mit rechnet. Wir gehen aber trotzdem rein und es ist dann auch gar nicht so voll wie befürchtet. Wir gammeln im entspannenden, 38 Grad warmen Wasser am Beckenrand herum und genießen bei bestem Wetter die Aussicht. Die Zeit vergeht mit Nichtstun erschreckend schnell und plötzlich ist es 16:30 Uhr … 😮
Gegen 17 Uhr verlassen wir das Innere des Bades um auf der Terrasse vom Bistro/Café noch Cappuccino und Kakao zu trinken, mit Muffin und Schoko-Croissant dazu. Der Blick bei blauem Himmel und Sonnenschein über die Badeanlage und das Mývatn-Gebiet dahinter ist geradezu göttlich.
Wir wollen noch ein Stück weiter heute und rollen auf der Ringstraße Nr. 1 am westlichen Mývatn-Ufer entlang und folgen dann dem Unterlauf der Láxa (Lachsfluß), die sich malerisch durch den Talboden zieht.
Wir erreichen den Goðafoss, den Wasserfall der Götter, kurz nach 18:30 Uhr. Der Souvenirshop ist schon geschlossen. Der Wasserfall selbst kennt aber keine Öffnungszeiten und führt aufgrund der Schmelze viel mehr Wasser als bei unserem (deutlich winterlicheren) Besuch im Jahr 2022, weshalb man nicht so nah ran kann wie damals. Dennoch gewinnen wir bei dieser herrlichen Abendstimmung schöne Eindrücke und versuchen sie in (viel zu vielen) Bildern festzuhalten.
Es ist bereits nach 19:30 Uhr, als wir auf unserer Weiterfahrt von der Ringstraße Nr. 1 nach rechts in die Straße Nr. 85 in Richtung Húsavík abbiegen. Dort waren wir ja vor zwei Tagen schon und wir wollen da auch nicht nochmal hin. Ich hatte aber von einem Transport Museum in Ystafell gelesen, das nach nur etwa 9 km an dieser Straße liegen soll. Es schließt zwar um 18 Uhr und wird wohl nicht mehr geöffnet haben wenn wir dort ankommen, aber vielleicht kann man auf dem Gelände trotzdem etwas sehen.
Man kann. Alte Transport- und Arbeits-Vehikel aller Art, Oldtimer die mit der Natur verwachsen oder als Teile-Spender existieren. Schade, dass wir den Museums-Teil im Gebäude nicht besichtigen können, das wäre sicher auch sehr interessant. Einen guten Eindruck vermitteln aber die Bilder unter dem oben genannten Link. Wir machen einen Rundgang über das frei zugängliche Gelände und die Wiese drum herum und fahren dann zurück zur Ringstraße, um unsere Fahrt in Richtung Akureyri fortzusetzen.
Kurz vor dem kostenpflichtigen Tunnel nach Akureyri biegen wir nach rechts auf die Schotterpiste Nr. 835 ab. Auf ihr rumpeln wir gut 28 Kilometer ins abgelegene Grenivík, wo wir heute nächtigen wollen.
Als wir dort ankommen ist der Campingplatz jedoch geschlossen. Der ganze Ort wirkt etwas verschlafen und die Haupstraße ist leer. Der Blick über den Eyjafjörður ist aber ein Traum.
Wir verlassen Grenívik um einen auf unserer Karte vermerkten Campingplatz etwas weiter südlich bei Laufás anzusteuern. Schon nach kurzer Fahrt entdecke ich ein verwittertes Schild mit Camping-Symbol am Straßenrand, nahe der Einfahrt zum Pferde-Hof Pólarhestar. Kurz entschlossen fahre ich hin und frage an der ersten Behausung unter Verweis auf das Camping-Schild an der Straße, ob wir hier übernachten können. Es öffnen zwei junge Mädchen die etwas unsicher erscheinen und nach einem dritten Mädchen rufen. Auf deutsch ! – Es stellt sich heraus, dass hier zehn (!) deutsche Mädchen als Pferde-Betreuerinnen arbeiten und unter anderem mit Touristen Pferdetouren machen und auf dem Hof mitarbeiten. Sie fragen telefonisch bei den Besitzern nach und freundlicherweise dürfen wir bleiben. Das Auto stelle ich halbwegs eben auf dem Parkplatz ab und wir dürfen die (beheizte !) Aussentoilette mit Waschbecken nutzen.
Wir sind mal wieder spät dran (21:30 Uhr) und fangen sofort an, das Auto zum Essen umzubauen. Es ist kühl geworden, jetzt wo die Sonne tief steht. Kochen bei Wind funktioniert gerade noch so, da ich das Auto-Heck gegen einen leichten Hügelanstieg geparkt habe. Um 22:30 Uhr gibt es Soja-Geschnetzeltes, Karotten und Kartoffeln, dazu Salat mit Tomaten und Schafskäse zum Abendessen. Den Abwasch mache ich im dafür eigentlich zu kleinen Toiletten-Waschbecken mit lauwarmem Wasser. Auf der Wiese unterhalb des Hofes findet grade eine Pferde-Stampede statt, eine ganze Herde trabt trommelnd an.
Wollen wir morgen vielleicht eine Pferdetour machen? – Wenn ja, sollten wir bis 9 Uhr am Morgen Bescheid sagen, ab 10 Uhr starten die Touren. Vor zwei Jahren (2022) haben wir mal eine einstündige Schnuppertour auf einem anderen Hof gemacht, damals für 50 Euro pro Person. Die Preise hier und heute (2024) lauten (pro Person !):
- 1 Stunde: 9.000 ISK (ca. 62 Euro)
- 2 Stunden: 14.000 ISK (ca. 96 Euro)
- 3 Stunden: 17.000 ISK (ca. 117 Euro)
Eigentlich sollte man gleich drei Stunden nehmen um sowohl Pferd als auch Landschaft richtig genießen zu können. Nach einigem hin- und her entscheiden wir uns aber dagegen. Es ist uns letztlich zu teuer.
Es ist bereits wieder nach Mitternacht, als wir uns in den Schlafsack legen. Gute Nacht.
Km-Stand: 230.876 (158 km gefahren)