13.05.2022

Wir verlassen nach kalter Nacht und dem obligatorischen Müsli-Frühstück in der warme Hütte gegen 10 Uhr Reykjahlid auf der Ringstrasse Nr. 1, lassen den Walfang- & Walbeobachtungsort Husavik im Norden aus und steuern statt dessen direkt den Godafoss (Wasserfall der Götter) an.

Es ist viel los dort, dafür dass nicht so tolles Wetter ist und die Saison noch gar nicht angefangen hat. Viele Mietwagen auf dem Parkplatz, aber (noch) kein Bus. Die bereits vor uns angekommenen Touristen verteilen sich auf die teils noch verschneiten Wege, die aber in der überwiegend ebenen Gegend trotzdem gut begehbar sind (mit passenden Schuhen). Wieder die Versuche, die beeindruckenden Ansichten mittels Fotografie oder Video in Bilder zu fassen.

Diese Wasserkraft, die sich ihren Weg bahnt, seit Urzeiten. Nachdem wir alle Wege beiderseits der Schlucht abgegangen sind, statten wir dem Souvenir-Shop einen Besuch ab um Postkarten zu kaufen. Natürlich bleibt es nicht dabei. Am Ende verlassen wir den Laden mit einer lustigen bunten Bommel-Mütze für Clara, einem Thor-Hammer T-Shirt für mich und diversen anderen Kleinigkeiten.

Weiter geht die Fahrt auf der Straße Nr. 1 in Richtung Akureyri. Wir wählen aber nicht den kürzesten Weg durch den mautpflichtigen Tunnel, sondern wechseln kurz davor auf die alte Straße Nr. 84, die über den Berg führt und am Eyjafjördur in die Straße Nr. 83 einmündet, welche dann am Fjord entlang nach Akureyri führt. Dabei windet sich die Straße noch einmal auf über 500 m Höhe hinauf und dann auf der anderen Seite wieder auf Meeresniveau hinunter.

In Akureyri stellen wir das Auto auf einem Parkplatz ab und machen einen Spaziergang um dem Ort zu erkunden. Zunächst gehen wir auf die markante Kirche zu, schauen sie auch mal von innen an, was sonst oft nicht möglich ist. Danach schlendern wir die Hauptstraße entlang um ein paar der alten Handelshäuser zu bestaunen. Nachdem wir einige Restaurants oder auch Fastfood Läden passiert hatten und uns die Preise eher abschreckten, erreichen wir schließlich einen Schnellimbiss eines Italieners, bei dem wir zwei halbe Pizzen zu uns nehmen. Bei dieser Gelegenheit kann ich ein wenig die Reste meiner italienischen Sprachkenntnisse zusammen klauben. Den Rest muss ich dann mit Englisch auffüllen. Er schenkt uns zum Abschied noch zwei Süßspeisen neapolitanischer Art und wir kehren die Pizza verzehrend zum Auto zurück.

Direkt am Parkplatz ist auch eine der Tankstellen der OB/Olis Marke, für die ich über die Camping Card einen Rabatt habe. Ich will tanken, der Automat spricht aber erst einmal nur isländisch. Erst wenn man die Kreditkarte einschiebt bietet er auch Englisch an. Allerdings kommt dann keine Möglichkeit mehr entweder die Camping Card einzuführen oder den Chip-Transponder zu verwenden. Ich breche den Vorgang ab und frage die Dame im Kassenhäuschen. Die hat keine Ahnung, hat auch noch nie selbst hier getankt und kann eigentlich wohl nur Zigaretten verkaufen.

Erst später realisiere ich, dass es wohl so geht:
Erst den Chip-Transponder an ein dafür vorgesehenes Pad halten, dann springt das Menü im Display in einen Rabattmodus und fordert dann auf Englisch auch wiederum die Kreditkarte an. Aber nun wird der günstigere Tarif (12 Kronen Ersparnis je Liter) berechnet. Man spart also ungefähr 9 Cent/Liter.

Es ist jetzt um 15 Uhr herum und wir wollen noch einen Abstecher der besonderen Art machen. Die Isländer haben eine besondere Weihnachtstradition und Geschichten drum herum, die sich von unseren sehr unterscheiden. Da gibt es eine Grýla, ihre 13 Lausebengels (die 13 Weihnachtsmänner) und nicht zuletzt eine Weihnachtskatze. Südlich von Akureyri, an der Straße Nr. 821 auf der Höhe von Hrafnagil gibt es einen „Weihnachtsgarten“ (ganzjährig geöffnet), dem wollen wir einen Besuch abstatten. Und einigen Kirchen, die dort in der Gegend stehen.

Folgt man der Straße Nr. 821 weiter nach Süden, kommt man einigen bemerkenswerten Kirchen vorbei. Zuerst die Kirche von Grund (Grundarkirkja), die zu einem Großgrundbesitzer-Hof gehört. Es folgt die Kirche von Saubaer (Saubaerjarkirkja), eine von sechs noch in Island existierenden Torfkirchen. Nachdem wir auf die andere Seite des Flusses gewechselt haben und dort zunächst 5 km auf einer Schotterpiste, dann wieder auf Asphalt auf der Straße Nr. 829 wieder zurück fahren, kommen wir noch an den Kirchen von Mödruvellir, Munkathvera und Kaupangur vorbei, ehe wir wieder die Ringstraße Nr. 1 erreichen.

Nun, nach dieser langen Rundreise durch das Tal des Eyjafjardara, steuern wir den Hamar Campingplatz etwas außerhalb und oberhalb von Akureyri in einem Wald- und Wiesengelände an. Er war nicht ganz einfach zu finden, weil die beschriebene Zufahrt wegen Baustelle gesperrt war. Da wir aber irgendwie sowieso jenseits der Sperren gelandet sind, öffnen wir diese um aus der Baustelle wieder ins Reich der zulässigen Verkehrswege zu gelangen. Zu guter Letzt erreichen wir den gut ausgestatteten schönen Platz und treffen die lauten Amerikaner/Kanadier wieder in Gemeinschaftsraum und Küche an. Französische und amerikanische Redeschwälle dröhnen durch die hölzerne Hütte. Vor allem einer der Kerle hat ein derart dröhnendes Stimmorgan, dass alle anderen Stimmen oder Geräusche daneben verschwinden. Eine ältere Dame aus Australien, die mit ihrer Tochter reist, scheint davon auch nicht sehr angetan zu sein. Es soll erneut wieder eine kalte Nacht werden, diesmal bis -8 Grad, puh! Ist dann bald mal Schluss? Kann es danach bitte langsam mal etwas wärmer werden? Das wäre reizend.

Wir schreiben noch sehr lange im Gemeinschaftsraum sitzend an unseren Texten, aber Clara geht dann irgendwann mal voraus zum Auto. Es ist noch ziemlich hell als ich bereits nach Mitternacht ebenfalls zum Auto gehe. Clara hat die halbe Stunde lesend im Schlafsack überbrückt. Gegen die Kälte der Nacht mittels Zwiebelprinzip gewappnet schlafen wir ein.

Dieses Bild entstand kurz nach Mitternacht
Blau eingezeichnet die zurück gelegte Strecke – (raw Map by OpenStreetMap.org)

Km-Stand: 204.923 (175 km gefahren)

Tag 14 – Wasserfall, Weihnachten und Kirchen

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