15.08.2015 (Samstag)

Wir legen nach nächtlicher Anreise am Morgen des 15.08.2015 (Samstag) um 5:45 Uhr mit P&O Ferries in Calais ab und steuern England an. Nach 1,5 Stunden Überfahrt legt die Fähre um 6:15 Uhr lokaler Zeit (Zeitverschiebung -1 Std.) in den Eastern Docks im Hafen von Dover vor den legendären weißen Kreidefelsen, den White Cliffs of Dover, an.

Da uns Hunger plagt fahren wir erst einmal aus dem Hafen rechts raus, den Berg hinauf auf die White Cliffs und suchen uns einen Platz mit schöner Aussicht. Hier frühstücken wir die mitgebrachten, nicht verzehrten Pizzareste aus Neuss, kalt und direkt aus dem Karton.

Dabei schauen wir dem Treiben im Hafen mit den an- und ablegenden Schiffen und den Lastwagen zu. Ein paar in der Nähe grasende Pferde leisten uns Gesellschaft. Die Sicht ist trüb, noch keine Sonne, aber es ist auch noch früh am Tag.

Nach dem Frühstück füllen wir an einer Tankstelle den Tank auf und steuern dann noch einmal zurück in Richtung Hafen, um dann in der anderen Richtung (nach Westen) an der Küste entlang zu fahren.

Den ursprünglichen Plan, am ersten Tag für ein wenig Sightseeing nach London zu fahren streichen wir aus unserem Roadbook. Durch die Abreiseverzögerung haben wir ja leider zwei Tage verloren, die wir irgendwie ausgleichen müssen. Wir lassen also London rechts liegen und folgen der Straße A20 nach Folkestone, dann der A259 in Richtung Hastings. Wir kommen ganz gut voran und auch das Linksfahren klappt ganz gut. 😉

Kleine Straßenkunde: Das A vor der Straßennummer steht hier nicht für Autobahn wie in Deutschland, sondern für die Straßenkategorie A, die unseren Bundesstraßen entspricht. Autobahnen werden in Großbritannien als Motorways geführt und daher mit M gekennzeichnet. Straßen unterhalb der Kategorie A werden dann mit B und C usw. bezeichnet.

Im erwachenden Folkestone legen wir gegen 9:30 Uhr eine kleine Pause an der Sandgate Esplanade ein, die hier direkt neben der Straße liegt. Es ist eigentlich mehr ein Kiesstrand. Aber das Meer hier lockt nicht nur uns, sondern besonders im Sommer viele Badegäste an. Im Moment ist es uns aber zu kühl für ein Bad, auch wenn sich inzwischen die Sonne hervorgewagt hat und ein gedämpftes sommerliches Licht und etwas spärliche Wärme verbreitet.

Die Straße A259 windet sich durch die Grafschaft Kent und führt uns ins benachbarte Sussex. Wer mehr über die Einteilung in die traditionellen Grafschaften wissen möchte, kann das hier nachlesen. Als wir den Ort Rye erreichen, steuern wir einen Parkplatz an und sehen uns in dem kleinen Städtchen um.

Typisch englische Straßenszenen mit geduckten Häusern und ihren zahlreichen Schornsteinen, mit kleinen Geschäften und ihren so unverwechselbaren wie individuellen Fassaden lassen uns eintauchen, wie in eine andere Zeit.

In einem Park legen wir eine kleine Zwischenmahlzeit, überwiegend bestehend aus Müsli-Riegeln ein und ich gönne mir einen kleinen Nap – ein Nickerchen – auf einer der Parkbänke (Foto oben). Und Clara passt dabei auf mich auf. 🙂

Auf dem Weg zurück zum Auto kommen wir an einem anderen Parkplatz vorbei, auf dem wir einen VW-Bus T2 in blau-weiß stehen sehen. Da befällt zumindest mich nochmal ein wenig die Traurigkeit über das Scheitern unserer VW-Bus Reise … es wäre halt schon cool gewesen. – Aber es sollte wohl nicht sein.

Im Verlauf der weiteren Fahrt verlieren wir viel Zeit in einem Stau. Während meines Nickerchens scheint sich halb England hierher gewälzt zu haben. Kilometerlanges Stop-and-Go, erst nur in einem Städtchen, dann aber auch danach über Land, von Kreisverkehr zu Kreisverkehr. Sind das alles Urlauber, die hier an der Südküste Englands ihren Urlaub verbringen wollen? Das frage ich mich.

Es sind jedenfalls fast nur englische Kennzeichen. Ich versuche auf eine weiter im Landesinnern parallel verlaufende kleinere Landstraße (A272) auszuweichen, scheitere aber zweimal an Straßensperren. Erst beim dritten Versuch auf der Höhe von Worthing habe ich Glück und kann über die A24 nach Norden abbiegen. Es ist bereits später Nachmittag.

Kolonnenverkehr: Stau ist vor allem hinten blöd, vorne geht’s

Wir fahren weiter bis gegen 18 Uhr, dann steuern wir müde und wieder hungrig einen Parkplatz irgendwo zwischen Midhurst und Petersfield an. Es ist nur ein kleiner Parkplatz, durch ein kleines Wäldchen von der Straße getrennt, aber wirklich völlig ruhig. Es gibt zwar keinerlei sanitäre Infrastruktur, aber das kann uns heute nicht mehr stören. Wo Not herrscht, springt man ins Gebüsch.

Wir haben alles was wir brauchen: Campingkocher, Wasser, Nahrungsmittel. – Und Hunger!
Wir kochen italienische Penne mit Tomatensoße und essen draußen neben dem Auto.

Gekocht wird auf dem Campingkocher, der auf einem Camping-Klappstuhl steht und zur Nivellierung leistet unser guter Pizzakarton aus Neuss beste Dienste. Improvisieren als tägliche Aufgabe. In dem großen Karton auf dem Bild unten ist übrigens unsere „Küche“ enthalten. Also Geschirr, Gewürze, Besteck und alles was man so zum kochen (und abspülen) benötigt. 🙂

die Zubereitung der Abendmahlzeit findet vor dem Auto statt

Da wir ja nun keinen Camper und kein Wohnmobil haben, dafür aber das Geld von der Anmietung wieder zurück bekamen, war meine Idee, dass wir statt dessen eben sogenannte Bed & Breakfast Unterkünfte (Frühstücks-Pensionen) nutzen. Die gibt es nahezu überall im Vereinigten Königreich reichlich.

Nach der Mahlzeit haben wir beide aber keine Lust mehr weiter zu fahren und in irgendwelchen Tourist-Infos nach Bed & Breakfast Unterkünften zu fragen. Die lange Anfahrt und die kurze Nacht stecken uns noch in den Gliedern und so machen wir uns daran, unser Auto schlaf-gemütlich umzumodeln.

Und zwar so:

Die Sitze der zweiten und dritten Sitzreihe lassen sich so umlegen, dass eine Liegefläche hinter den vorderen Sitzen entsteht. Diese ist allerdings von recht welliger Beschaffenheit. Außerdem stören die diversen Gurtschlösser und Gelenke der Lehnen den Liegekomfort. Die Sitzlehnen der dritten Reihe stellen wir etwas schräg auf wegen des dahinter gelagerten Gepäcks und weil wir so ein Kopfkissen simulieren können. Als Sichtschutz bzw. als Verdunkelung der hinteren Seitenfenster benutzen wir unsere Handtücher, die wir in die Ausstell-Fenster klemmen. Die andere Fahrzeug-Seite (ohne Ausstell-Fenster) stellen wir gegen das Wäldchen. An der Heckklappe erfüllt ein faltbarer Sonnenschutz, den wir von innen anbringen, diese Funktion. Über die unebene Liegefläche breiten wir eine Decke. Um aber genügend Platz zum Liegen in unseren Schlafsäcken zu haben, muss der Großteil des Gepäcks auf die beiden vorderen Sitze und in den dortigen Fußraum umgeräumt werden. Kleinkram findet seinen Platz unter der Liegefläche.

Nachdem das alles geschafft ist, betten wir uns kurz nach 20 Uhr in unserem improvisierten rollenden Schlafzimmer zur Ruhe. – Wir schlafen jedenfalls selig in unserem Nicht-Camper.

unsere heutige Wegstrecke entlang der Südküste Englands(by maps.google.com)

Km-Stand: 139.970 (210 km gefahren)

Tag 2 – On the Road again and over the Sea

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