16.08.2015 (Sonntag)

Es ist etwa 7 Uhr, als wir nach langem Schlaf ausgeruht aufstehen. Wir haben beide erstaunlich gut geschlafen in unserem blechernen Schneckenhaus. Clara ist sogar der Ansicht, dass wir das so beibehalten können und keine Bed & Breakfast Unterkünfte brauchen. Unsere morgendliche Notdurft verrichten wir in Ermangelung irgendwelcher Infrastruktur im Gebüsch zwischen Parkplatz und Straße. Und das ist vielleicht ein Punkt, weshalb wir künftig zumindest schon Campingplätze ansteuern sollten. 😉

unser improvisierter Frühstückstisch

Schnell koche ich mir einen Kaffee (Espresso) und wir frühstücken ein paar Scheiben Brot mit Honig. Danach packen wir das Auto so um, dass man vorne wieder sitzen kann und gegen 8:15 Uhr brechen wir erwartungsvoll auf in Richtung unseres ersten Ziels: Stonehenge.

Hier muss ich vielleicht noch ein wenig auf unseren geplanten Reiseverlauf eingehen. Es gibt in der etwa dreiwöchigen Reisedauer ein paar wenige feste Termine. Das sind die im Voraus gebuchten Überfahrten nach Irland und wieder zurück, sowie die Überfahrt zurück aufs Festland. Dazwischen sind wir relativ frei, aber ein paar Punkte waren mir bzw. uns wichtig. Das sind eher Natur- und Geschichts-Monumente als irgendwelche Sehenswürdigkeiten in den wuseligen großen Städten. Überhaupt versuchen wir beide, Menschenmassen eher zu meiden und fühlen uns in der weiten Natur und in einsamen Landschaften wohler.

Wir machen uns also auf den Weg nach Stonehenge. Vorbei geht die Fahrt an Feldern, auf denen ganze Türme aus aufgestapelten Strohballen in Quaderform stehen. Aber auch in Rollenform begleitet uns die Erntearbeit der Bauern entlang der Strecke.

Auf einer Anhöhe kurz vor Winchester erblicken wir rechts in einer Mulde, der Matterley Bowl, eine große Ansammlung von Autos und Zelten. Auch mehrere Bühnen und Lautsprechermasten sind aufgebaut. Offenbar findet hier ein Festival statt. Im Moment ist von Musik allerdings nichts zu hören. Noch zu früh.

Auch etwas seltsam für unsere Augen: Die Verkehrsschilder bestehen häufig aus einer relativ dicken Stange an der ein kümmerlich klein anmutendes Schild befestigt ist. Fast könnte man meinen, sie sollen nicht gesehen werden. Leider sind die während der Fahrt davon gemachten Aufnahmen sehr unscharf.

Es ist kurz nach 10 Uhr, als wir Stonehenge erreichen und es ist noch relativ leer. Das sollte sich noch ändern. Im Besucherzentrum erhalten wir einen Audioguide und begeben uns damit auf die beeindruckende Entdeckungsreise über eines der erstaunlichsten und nach wie vor rätselhaftesten Zeugnisse frühgeschichtlichen menschlichen Wirkens aus der Zeit von vor etwa 5000 Jahren.

Das Museum bietet einen sehr anschaulichen Überblick darüber, was die Altertums-Forschung und die Archäologie an Erkenntnissen zusammen getragen hat. Dennoch bleiben etliche Rätsel, die noch zu entschlüsseln sind. Wir leisten uns eine deutschsprachige Broschüre um das alles nachlesen zu können.

Direkt an Ort und Stelle, im Angesicht dieser sogenannten Sarsensteine, sind wir sehr beeindruckt von der Art wie die Erbauer dieser Stätte es angestellt haben, dass die Steine stabil aufeinander zu liegen kamen und sich dabei auch gegenseitig stabilisierten. Gerade die Zapfen oder besser Warzen-Verbindungen und deren Genauigkeit lässt uns heute staunend davor stehen.

Welche Kräfte erforderlich sind, um die riesigen Sarsensteine zu bewegen, das veranschaulicht ein vor dem Museum liegender „Nachbau“ der dort auf Rollbalken gelagert ist. An einer Stirnseite kann mit der eigenen Kraft der (aussichtslose) Versuch unternommen werden, den Stein zu bewegen. Dabei kann auf einer Anzeige abgelesen werden, das wievielfache der eigenen Kraft erforderlich wäre um den Stein in Bewegung zu versetzen.

Aber nicht nur Steine sind hier zu besichtigen. Denn natürlich war Stonehenge auch umgeben von Siedlungen sowie Transportwegen und auch davon ist ein wenig zu sehen bzw. nachgebildet.

Auf runden Bronze-Platten sind die verschiedenen Entwicklungsstadien der Anlage in ihrer ursprünglichen Größe dargestellt, so wie auch der heutige Zustand und die aktuelle Lage der Steine.

Nachdem wir wirklich viele Fotos gemacht und uns unzählige Informationen zu Gemüte geführt haben, verlassen wir gegen 13 Uhr das immer voller werdende Gelände und wenden uns wieder gen Westen in Richtung auf Bristol zu. In der Ortschaft Shepton Mallet legen wir eine kurze Pause ein und vertreten uns in dem Städtchen die Füße.

Danach steuern wir als nächstes Ziel die Cheddar Gorge, eine tiefe Kalksteinschlucht mit Wanderwegen, Aussichtspunkten und unterirdischen Tropfsteinhöhlen an. Unterwegs bieten sich uns von den Hügeln der Mendip Hills herab einige schöne Ausblicke auf die tiefer liegenden Landschaften.

Als wir auf der Straße B3135 die Cheddar Gorge erreichen, fahren wir diese von oben her hinunter. Wir stoppen an der Straße für einige Fotos. Es ist etwa 16:30 Uhr und es herrscht reger Betrieb. Man kann hier in dieser sagenhaften Landschaft stundenlange Wanderungen unternehmen und auch einige Höhlen besichtigen. Das haben wir zwar nicht vor, aber der besseren Aussicht wegen steige ich ein wenig in die Höhe und fotografiere. An einigen Felsen sind Kletterteams zu sehen.

Im Dorf Cheddar (von hier kommt der Käse) biegen wir nach links auf die A371 in Richtung Wells nahe den Mendip Hills ab, wo wir bei Westbury-sub-Mendip einen sehr schönen Campingplatz, das Mendip Basecamp, mit toller Aussicht vorfinden. Die Übernachtung kostet 28 Pfund (damals ca. 37 Euro).

Da heute Sonntag ist und das auch zuhause immer unser Sonntags-Essen ist, gibt’s heute Spaghetti mit Tomatensoße. Und da wir nicht wie geplant mit einem „richtigen“ Campingbus reisen, stellen wir fest:
Es wäre gut einen Campingtisch zu haben. Das würde die Einnahme von Mahlzeiten vereinfachen und „sicherer“ gestalten. Wir haben lediglich zwei Camping- bzw. Klappstühle dabei. Die Kühlbox dient mal als Unterbau für den Kocher, mal stellen wir die Kühlbox als Tisch zwischen uns, was aber weder besonders ergonomisch noch geschickt ist. Aber immerhin haben wir eine Tischdecke (Geschirrtuch). 🙂

Auch für die elektrischen Stromanschlüsse auf englischen Campingplätzen sind wir nicht eingerichtet, was aber für unsere Kühlbox mitunter praktisch wäre. Für beides, Campingtisch und Stromanschluss, müssen wir bei nächster Gelegenheit mal eine Lösung finden.

Nach dem Essen genießen wir noch etwas die Aussicht und bauen das Auto wieder zur Schlafstätte um. Wir machen es uns drinnen gemütlich, lesen noch etwas im Reiseführer für den nächsten Tag, schreiben Reisenotizen und legen uns dann schlafen. Gute Nacht!

unsere heute zurück gelegten Strecken – (raw Map by OpenStreetMap.org)

Km-Stand: 140.193 (223 km gefahren)

Tag 3 – Nach Stonehenge und zur Cheddar Gorge

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