23.08.2015 (Sonntag)
Nach einer erneuten Regennacht brechen wir frohen Mutes um 8:15 Uhr auf und verlassen den Campingplatz in der Erwartung, uns in Galway ein schönes Frühstück im Trockenen gönnen zu können. Jedoch müssen wir uns erst eine Weile auf dem nassen Pflaster in der ausgestorbenen Stadt die Füße vertreten. Es ist Sonntag und nichts, wirklich gar nichts hat geöffnet. 🙁
Wir können der Stadt beim langsamen Erwachen zusehen. Souvenir-Shops sind die Ersten. Wir kaufen ein paar Postkarten und schreiben diese an einem Café-Tischchen draußen in der feuchten Fußgängerzone mit klammen Fingern bei einem Kaffee, Kakao und Croissants. Das ist nicht ganz das Frühstück das ich mir für uns erhofft hatte. 🙁
Später werfen wir die Postkarten am Bahnhof in einen der dafür vorgesehenen (grünen!) Briefkästen und schlendern durch die inzwischen erwachte Innenstadt. Wie eine Stadt doch gleich anders wirkt, wenn Menschen darin unterwegs sind und sich Geschäftigkeit regt.
Irgendwann Mittags nehmen wir auf unserem Rundgang durch diese irische Stadt in einem italienischen Restaurant eine vegetarische Pizza Calzone und Penne al Pesto zu uns. Im Innern des Restaurants finden wir auch einen anerkennenden Hinweis auf die französische Lebensart. – Voll international hier! 😛
Ehe wir den Ort am Nachmittag in Richtung eines unserer Hauptziele – Connemara – verlassen, besuchen wir gegen 15 Uhr noch die Kathedrale St. Mariä Himmelfahrt. Das imposante Bauwerk wirkt älter als es in Wirklichkeit ist. Es handelt sich um einen sehr späten Bau der Neoromanik, der zwischen 1958 und 1965 erbaut wurde und die katholische Gemeinde fast in den Bankrott getrieben hätte.
Da wäre die Himmelfahrtskirche fast zum (finanziellen) Himmelfahrtskommando geworden! 😛
Über die N59 verlassen wir Galway in Richtung Clifden und die Strecke führt in der Nähe des Ufers des Laugh Corrib (dem größten See Irlands) entlang, aus dem der River Corrib gespeist wird, der durch Galway fließt und in der Galway Bay in den Atlantik mündet. Die ganze Zeit über begleitet uns eine reizvolle Landschaft, in die man pausenlos hineinstaunen könnte.
Um einmal direkt ans Ufer zu gelangen, zweigen wir bei Oughterard von der N59 ab und finden uns nach etwa zwei Kilometern am Ufer an einem Pier wieder. Ruderboote liegen am Wasser, die Namen tragen wie „Nonaim“ oder „Magie“ .
Auf der Weiterfahrt folgen wir oft kaum sichtbaren Wegweisern über zumeist kleine und enge Straßen, kommen am Loch Ard Doire, dem Lough Shindilla und am Loch Úraid vorbei. In den Seen gibt es kleine Inselchen mit wahlweise Vögeln oder windgebeugten Bäumen drauf.
Wir schauen uns an einigen der malerischen Seen um und erreichen kurz vor der Abzweigung der R344 bei Sraith Salach den Loch Ghleann Dá Loch, wo wir den Connemara-Riesen (Connemara Giant) treffen.
Die Inschrift unter dem Riesen bezieht sich auf den Namen Connemara (Nachkommen einer frühzeitlichen Stammesgruppe) und insbesondere die letzte Zeile spiegelt ebenfalls irischen Sinn für Humor wider:
CONNEMARA
(CONN SON OF THE SEA)
BUILT IN 1999
BY JOYCE CRAFT SHOP
FOR NO APPARANT REASON
Ein kurzes Stück folgen wir noch der N59 Richtung Clifden. Als wir aber nach rechts auf die R344 in Richtung Lough Inagh abbiegen, einer Abkürzung um schneller nach Kylemore Abbey zu gelangen, da sind wir nur noch sprachlos.
Eine superschöne Landschaft, darüber tiefhängende Regenwolken, hier und da bricht ein Sonnenstrahl durch, dann wieder ein kurzer Regenschauer. Durch all dies windet sich das kleine Sträßchen kurvig auf und ab entlang des Lough Inagh, hinter dem die Berge des Connemara Nationalparks aufragen. Die Ausblicke sind so schön, dass wir die 12 km lange Strecke nochmal zurück und wieder vorwärts abfahren, kaum einem anderen Fahrzeug begegnend. Die Bilder können unsere Eindrücke leider nur unzureichend widerspiegeln. Clara filmt die ganze Fahrt mit ihrer (damals neuen) Digitalkamera. Das Resultat ist ein 27 Minuten langes Video, das für uns lustig sein mag – es eignet sich aber nicht zur Veröffentlichung. 🙂
Vermutlich auch wegen dieser Extratouren hat die Kylemore Abbey mit ihren Victoria Walled Gardens bereits geschlossen als wir nach 18 Uhr dort ankommen. Was soll’s, wir machen Fotos von außen und machen uns dann auf die Suche nach einem Campingplatz bei Letterfrack.
Wieder irren wir lange über viele kleine Straßen umher, fragen einen alten Mann der zwar den Campingplatz nicht kennt, uns aber einen anderen Ort empfiehlt wo es niemanden stört, wenn wir dort über Nacht bleiben. Alle Menschen die wir treffen sind sehr nett und hilfsbereit.
Zu guter letzt landen wir auf dem Renvyle Beach Caravan & Camping Park ganz im Norden und wieder direkt am Meer an einem sagenhaften Badestrand. Schade, dass es leider mal wieder einmal regnet. Also kein Bade- oder Strandwander-Wetter.
Wir kochen unsere obligatorischen Sonntags-Spaghetti in der Camping-Kitchen und nehmen unser Essen auch dort mit Blick auf’s nass geregnete Meer ein. 😉
Nach dem üblichen Abendprogramm aus Essen, Abwasch, Schreiben bzw. Lesen begeben wir uns in unser gemütliches Bett in unserem überaus zuverlässigen Blech-Schneckenhaus. 😉
Km-Stand: 141.708 (124 km gefahren)