05.05.2022
Wir wurden von Regen und Wind geweckt und waren froh, das Frühstück drinnen im Warmen und Trockenen einnehmen zu können.
Die Wolken hängen tief und die Sonne lässt sich nicht, oder nur kurz blicken. Ich drehe noch eine Runde mit dem Fotoapparat am nahe gelegenen Ufer entlang und sammle ein paar Eindrücke.
Das Wetter ist uns heute nicht ganz so wohlgesonnen. Am Abend werden wir den Tag dennoch als Glückstag in zweifacher Hinsicht verbuchen, und das kam so:
Als wir gestern von der von der Hauptstraße 10 auf die Küstenstraße 23 abgebogen sind, da war dort eine Tankstelle. Der Tank war aber meiner Schätzung nach noch weit genug gefüllt, um die Fahrt über Eidi und die diversen Abstecher an den Fjorden entlang locker zu bestehen. Ich hab das nicht ausgerechnet, nur grob geschätzt. Aber man kann sich halt auch verschätzen, wenn man nicht genau auf die Karte schaut und erst spät realisiert, dass manches sich nicht als Route um eine Halbinsel herum machen lässt, sondern dass es viele Stichstraßen sind, die einfach wieder zurück gefahren werden müssen.
Oder wenn man zudem zu spät bemerkt, dass man idealerweise die Reihenfolge der Abstecher hätte geschickter wählen können um einiges an Kilometern zu sparen.
So fahren wir z.B. von Eidi über die landschaftlich reizvolle und kurvige alte Gebirgsstraße direkt nach Funningur (vermutlich Ort der ersten Ansiedlung auf den Färöer Inseln), nur weil ich darüber was gelesen hatte, statt zuerst nach Gjógv. Beide Orte besichtigen wir wegen des Wetters nicht so ausgiebig. Die Mehrstrecke beträgt ca. 6 km. Von Funningur geht’s über die Küstenstraße Nr. 60 wieder südwärts nach Funningsfjordur, dann nach links die andere Seite des Fjord entlang wieder nach Norden auf der Nr. 62 nach Elduvik, wo die Straße jedoch endet.
Irgendwie war ich der Meinung sie führe oben herum nach Oynafjordur und wieder zurück zur Hauptstraße. Erst jetzt realisierte ich, dass wir zurück müssen und trotz Sprit-Knappheit nochmal 14 km unnötig gefahren waren. Elduvik ist bei schönerem Wetter sicher eine Exkursion wert, soll romantisch sein und über einen schönen Naturhafen verfügen, der sich aus einem etwas 200 m langen aber schmalen Einschnitt ins Land bildet. Für uns heute aber leider nicht.
Es sind nur kurze Strecken, mal hier 14 oder dort 6 km zu viel bzw. unnötig gefahren. Aber wenn der Sprit zur Neige geht summiert sich das doch und wenn die Reserveanzeige schon seit 30 km leuchtet, dann ist der verbleibende Spielraum zur Hälfte bestimmt weg. Und natürlich kommen in dieser Abgeschiedenheit Tankstellen im Biotop-Mix einfach nicht vor. – Meine Fahrweise nimmt daher Sprit sparende Formen an:
Bergab rollen lassen, nur noch im höchsten Gang fahren, Drehzahl möglichst niedrig halten, Geschwindigkeit möglichst konstant halten.
Als wir endlich auf der Hauptstraße Nr. 10 zurück sind, dauert es auch kaum 4 km und schon kommt das ersehnte Tankstellen Logo der Effo-Kette in Sicht. – Was für ein Glück (Nummer 1)!
Wir tanken voll, nicht ohne vorher den Bargeldbestand zu checken. Er beträgt noch etwas mehr als 700 Kronen. Die Tankrechnung beläuft sich auf 650 Kronen, somit ist wieder Ebbe in der Bargeldkasse. Die VISA Karte hat wieder nicht funktioniert, auch nicht mit PIN (3D-Secure) welche ich über eine freundliche Nachbarin meines Vertrauens fernmündlich aus meinen Unterlagen habe heraus lesen lassen.
Das bedeutet, wieder Bargeld zapfen sobald als möglich.
Wir fahren auf der Hauptroute 10 zurück in Richtung Klaksvik, biegen aber vor dem nächsten mautpflichtigen Tunnel (den wir erst später passieren wollen) auf die Straße Nr. 16 nach Fuglafjordur ab. Hier drehen wir eine Runde durch den Ort und kaufen ein paar Kleinigkeiten in einem Souvenirshop, nachdem wir zuvor an einem Bankautomaten den Bargeldbestand wieder aufgefüllt haben.
Von Fuglafjordur fahren wir zurück über die Straße Nr. 16 und dann in den Tunnel nach Klaksvik auf der Insel Bordoy. Wir hatten zuvor schon mal gehört, dass der Campingplatz dort geschlossen worden sei, hatten aber die Hoffnung, dass sich das nicht bewahrheiten würde. Auf Bordoy und der mit einer Brücke verbundenen Nachbarinsel Vidoy gibt es sonst keine Plätze. Zurück durch den Tunnel wollten wir erst später, nicht wegen der Übernachtung, das hätte doppelte Kosten zur Folge (100 Kronen). Nach einem vergeblichen Besuch bei der Tourist Info (ab 16 Uhr geschlossen, es war bereits 17 Uhr) suchten wir den Ort ab und fanden schließlich einen Parkplatz neben einer öffentlichen Toilette, wo bereits ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen stand. Unsicher parkten wir dazu und nahmen Kontakt auf.
Nach anfänglicher Erleichterung musste ich jedoch feststellen, dass die Toiletten verschlossen waren. Das war dann doch ungeschickt für uns. Nach kurzem Blick auf die Karte beschlossen wir, zum Hafen zu fahren und zu schauen, ob wir nicht heute noch auf die Insel Kalsoy übersetzen können, was wir eigentlich erst für den Folgetag vor hatten.
Und zum zweiten Mal an diesem Tag hatten wir Glück. Als wir zum Hafen kamen lag die Fähre leer und mit offener Klappe wartend da. Außer uns waren noch zwei Rucksacktouristen da. Auf Anfrage erfuhr ich, dass die Abfahrt schon 10 Minuten später sein sollte. Also nichts wie an Bord.
Die Insel Kalsoy wird auch „Blockflöte“ genannt. Einerseits wegen ihrer lang gezogenen Form, aber vor allem wegen der in diese Form gebohrten Löcher, die jeweils die Ein- bzw. Ausfahrt-Portale der einspurigen Tunnel darstellen. In den Tunnels gibt es zahlreiche Ausweichstellen um Gegenverkehr die Vorbeifahrt zu ermöglichen. Wir erreichen Mikladur bzw. den oberhalb des Ortes an einem Sportplatz gelegenen Campingplatz gegen 19:20 Uhr und sind zusammen mit den Rucksacktouristen (die mit dem Bus ankamen) und einem schon zuvor anwesenden PKW mit Dachzelt die einzigen Gäste. Sonst sind nur Schafe da. Toiletten und Dusche, beheizt, und sehr heißes Wasser bietet ein Erster Klasse Toilettenwagen. Die Gemeinschaftsbaracke ist leider verschlossen. Da es aber inzwischen trocken ist, können wir auch im Schutz des Toilettenwagens draußen kochen und essen.
Km-Stand: 203.886 (125 km gefahren)