24.05.2024 (Freitag)

Es regnet sanft aufs Autodach, als wir um 6:15 Uhr erstmals aufwachen. Als um 7:30 Uhr mein Wecker schellt, regnet es immer noch leicht. Wir warten daher noch eine Weile in unseren gemütlichen Schlafsäcken ab und stehen erst gegen 8:30 Uhr auf. Nachdem wir geschützt vor Regen und Wind im Innern des Autos gefrühstückt haben, lesen wir noch im Reiseführer nach, was wir uns für den Tag vornehmen können. Irgendwann hat der Regen aufgehört und laut Wetterbericht soll der Tag es auf 4-7 Grad bringen.

kurz vor der Abfahrt am Morgen

Auch die Camper zu unserer rechten und linken Seite sind noch da und es ergeben sich kurze Gespräche. Rechts von uns steht ein deutsches Paar mit ihrem Sohn (14), ebenfalls aus dem Raum Stuttgart, die sich für zwei Wochen einen Allrad-Sprinter gemietet haben (Kostenpunkt ca. +200 Euro/Tag). Zu unserer Linken steht ein allein reisender Schweizer aus dem Raum Bern mit seinem VW-Bus. Wir tauschen eine Weile Infos und Empfehlungen aus, ehe wir gegen 11:30 Uhr endlich aufbrechen.

Gleich nach dem Ortsausgang wird die Küstenstraße Nr. 870 zur Schotterpiste mit quer gerilltem Waschbrett-Profil und das wird sich auch für die nächsten 54 km nicht ändern. Nach etwa 10 km und dem überqueren des 67. Breitengrades erreichen wir gut durchgerüttelt den Parkplatz zum Leuchtturm Hraunhafnartangi, wo wir aussteigen und eine kleine Wanderung zu selbigem unternehmen. Diese verläuft auf einem Damm entlang der so genannten Treibholzküste, deren Namen daher rührt, dass hier sehr viele sibirische (!) Baumstämme als Treibholz anlanden. Aber leider auch sehr viel Plastikkram aller Art und unzählige Reste von Fischernetzen unterschiedlicher Maschengröße. Manches davon wurde von findigen Menschen zu Skulpturen geformt.

Für Clara ist es eine große Herausforderung, sich beim Sammeln von Holz und Stein zurück zu halten. Schließlich wollen wir das durch unseren Proviantverbrauch reduzierte Gewicht unseres Autos nicht gleich wieder mit Steinen aufwiegen. 🙂

Hraunhafnartangi ist der nördlichste Leuchtturm am nördlichsten Punkt des isländischen Festlands. Nördlicher liegt nur noch die Insel Grimsey. Unweit des Leuchtturms ragt ein Steinhaufen wie eine Landmarke in die Höhe. Darunter verbirgt sich laut Reiseführer ein Wikingergrab. Auf dem Rückweg zum Parkplatz habe ich den Rest eines Fischernetzes eingesammelt, Clara ein paar Stücke ausgewaschenes und ausgeblichenes Treibholz sowie einige unwiderstehliche Steine.

Etwa 25 staubige Kilometer weiter zweigt rechts die Straße nach Rauðinúpur ab. Hierbei handelt es sich um ein Vogelschutzgebiet (natürlich mit Leuchtturm), welches sich am Ende der etwa 8 km langen Stichstraße entlang der Küste ausbreitet. Der Verlauf dieser Schotterpiste hat es in sich und erinnert mich spontan an eine Achterbahn (ohne Looping) oder das Fahrgeschäft „wilde Maus“ vom Rummelplatz. Immer wieder tauchen neue Kuppen mit anschließendem Richtungswechsel vor uns auf, ehe die Piste vor einem Gatter endet. Ein Hinweis-Schild klärt über das angebrachte Verhalten im Vogelschutzgebiet auf. Wir parken das Auto und schnüren die Wanderstiefel.

Einen halben Kilometer wandern wir über einen Damm aus unterschiedlich geformten Steinen aller Größen auf einen Hügel zu, dann auf markierten Pfaden und bei starkem Wind durch das Wiesenland oberhalb der Steilküste, mit grandiosem Blick hinaus auf den Nordatlantik.

Auf dem Plateau hoch über dem Meer steht wieder ein orangefarbener Leuchtturm im pfeifenden Wind. In einer Mulde der Wiese sitzend, genießen wir den Blick hinaus auf die vorgelagerten Felsen, auf denen Papageitaucher (Puffins) und Möwen nisten und zwischendurch entspannt auf dem Wasser schaukeln.

Aus windgeschützter Lage: Blick über die Fußspitzen hinaus zu den Vogelfelsen. Links der Leuchtturm

Über die Achterbahn-Schotterpiste kehren wir wieder zurück auf der Küsten-Schotterpiste Nr. 870 und setzen die Fahrt in Richtung Süden entlang des Öxarfjörður fort. Nach weiteren knapp 20 km auf Rüttel-Schotter erreichen wir kurz vor Kópasker wieder Asphalt. Ist das plötzlich ruhig! Da der Campingplatz in Kópasker offenbar noch geschlossen ist fahren wir weiter. Ab jetzt wieder auf der Asphalt-Straße Nr. 85.

Bei der kleinen Siedlung Lundur am Rand der Straße ist bei uns auf der Karte sowohl ein Bad als auch ein Campingplatz eingezeichnet. Das Bad (rechte Straßenseite) hat geschlossen, das Schild an einer Art Restaurant und Guesthouse auf der anderen Straßenseite sagt uns, es gibt hier nichts für Camper.

Wir fahren daher weiter nach Ásbyrgi, wo es einen großen, gut ausgestatteten Campingplatz gibt. Wir suchen uns auf dem weitläufigen Gelände einen schönen Stellplatz. Clara geht duschen und ich fange an zu kochen, wieder drinnen im Auto. Es weht wieder ein starker, fast stürmischer Wind. Clara`s Handtuch trocknet derweil flatternd und mit vorausschauender Weise von Clara eingepackten Sturmklammern gesichert, an der Wäscheleine zwischen Auto und einem Gebüsch. Heute gibt es nochmal Nudeln, dazu eine Soße aus Sojaschnetzeln, Möhren und Bohnen.

Nach dem Abwasch schreiben wir den Tagesbericht von heute und tragen den von gestern nach. Bald darauf legen wir uns schlafen. Da morgen nochmal schönes Wetter angesagt ist wollen wir in der Schlucht von Ásbyrgi wandern, wo wir vor zwei Jahren nur graues Nieselregenwetter hatten.

Ich mache mir inzwischen Gedanken um unsere Mietwagen-Reservierung. Ich hatte vor unserer Abreise bereits einen Allrad-Wagen, einen Dacia Duster, für einen Ausflug ins Hochland reserviert. Den wollten wir am 27.05.2024 in Akureyri für 5 Tage übernehmen. Der Straßenzustandsbericht besagt allerdings, dass immer noch alle Hochlandrouten gesperrt sind. Und zwar für alle Fahrzeuge. Es geht also auch für Allrad-Fahrzeuge gerade gar nichts dort oben, es liegt noch zu viel Schnee.

Von den Stuttgartern am Campingplatz in Raufarhöfn habe ich gehört, dass im Süden, Westen und in der Mitte (also im Hochland) starker Wind und Regen erwartet wird. Im Hochland kann das entweder neuen Schnee bedeuten, oder eben nassen Schnee. Jedenfalls nichts worauf man gut fahren kann. Das ist nicht gut für unsere Hochlandpläne und ich überlege daher die Reservierung zu stornieren (bis 48 Std. vorher kostenlos). Ich werde dort morgen mal anrufen und fragen, ob ich umbuchen kann auf einen späteren Zeitpunkt unserer Reise. Auch will ich sicherheitshalber fragen, ob man mit Mietwagen wirklich die Allrad-pflichtigen F-Straßen befahren darf.

Km-Stand: 230.480 (108 km gefahren)

Tag 8 – Treibholz, Vogelfelsen und Leuchttürme

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