06.06.2024 (Donnerstag)

Der Wind pfeift und rüttelt am Auto, als ich wohl so gegen 6 Uhr erstmals aufwache. Als ich dann nach einigem Weiterdösen kurz vor 8 Uhr raus schaue, scheint aber sie Sonne. Wir frühstücken im Auto. Keine Chance, draußen den Gaskocher gegen den Wind in Gang zu halten.

Als wir gegen 10 Uhr los wollen, sind alle anderen Camper bis auf einen Holländer bereits weg. Jetzt steht er neben mir und fragt, ob ich ein Starthilfekabel habe und ihm Starthilfe geben könnte. Er steht mit seinem Wagen aber in der hintersten Ecke des Platzes, am Ende der recht welligen Zufahrt. Genau wegen dieser – teils tiefen – Wellen hatte ich den Stellplatz vorne bevorzugt.

Als alter Pfadfinder erinnere ich mich an die wichtige Grundregel: „Jeden Tag eine gute Tat„.
Also helfen wir. Geben wir mit einem 28 Jahre alten Nissan einem nagelneuen Peugeot Mietcamper Starthilfe. Es klappt. Sein Wagen springt beim dritten Versuch an und er ist sichtlich froh. Ich frage mich, warum er gewartet hat, bis alle anderen weg sind. Aber vielleicht hat er die auch vorher schon gefragt und keiner hatte ein Kabel dabei.

Kurz darauf steuern wir auf der Straße Nr. 62 nach Flókalundur, was im Wesentlichen kein Ort, sondern ein Hotel und Campingplatz mit Tankstelle ist. Kurz vorher kommen wir am Hot-PotHellulaug“ direkt an der Straße vorbei. Wir werfen einen Blick auf den malerisch gelegenen Natur-Pot, in dem sich grade drei Damen entspannen. Wir verzichten daher auf ein morgendliches Bad, dürfen aber ein Foto mit den Dreien machen. Vielen Dank dafür 😉

Die Thermalquelle „Hellulaug“ und der Ausblick von dort

In der Umgebung liegt das Naturschutzgebiet Vatnsfjörður, benannt nach dem gleichnamigen Fjord. Hier wollen wir eine kleine Wanderung aus dem Reiseführer unternehmen. Natürlich geht es wieder entlang eines Wasserlaufs mit Wasserfällen.

Wir folgen einem schmalen gekennzeichneten Pfad, der entlang des Bachlaufs der Penná in die Penná-Schlucht führt. Immer wieder gibt es Aussichtsstellen um die tolle Szenerie zu genießen. Fließende und stürzende Fluten, ruhendes Wasser in kleinen und großen Vertiefungen, kristallklar oder bläulich schimmernd. Nach rund einer Stunde kehren wir mit vielen Eindrücken (und Steinen) zum Auto zurück.

Wanderung entlang der Penná in der Penná-Schlucht

Das Wetter ist noch sonnig, der Wind nimmt aber zu. Auf dem weiteren Weg ab dem Kerlingarfjörður holt uns dann allmählich erst starker Seitenwind in Böen, später auch Regen ein. Die Böen spüre ich deutlich am Lenkrad, vermutlich auch wegen der Dachbox. Kommt der Wind von vorne, muss ich oft vom 5. in den 4. Gang runter schalten. An Steigungen sogar in den 3. Gang (bei ca. 60 km/h). Kommt der Wind aber von hinten (durch das Ausfahren der Fjorde ändert sich dauernd die eigene Ausrichtung zum Wind) schiebt er mich lässig voran und ich habe 100 km/h auf dem Tacho, ohne groß beschleunigt zu haben.

Nach dem Djúpifjörður, dem Djúpidalur und dem Schotterpass mit 15% Steigung und anschließendem Gefälle, biegen wir rechts ab auf die Straße Nr. 607 nach Reykhólar. Hier in der Gegend haben wir 2022 bei einem Bauern auf einer kleinen Campingwiese übernachtet. Nun suchen wir uns hier einen Rastplatz und vespern vorne im Auto. Noch ist es trocken.

Vesperpause: Es ziehen Regenwolken auf

Wir fahren ein Stück weiter und kommen am Hof „Grund“ vorbei, wo ein Schild mit alten Traktoren unsere Neugier weckt. Wir fahren auf das Grundstück und sehen uns einer überwiegend aus Traktoren und alten Geländewagen bestehenden Oldtimer-Sammlung im Freien gegenüber. Wir steigen aus und schauen uns unsicher um, denn niemand scheint da zu sein. Jedenfalls keine Zweibeiner.

Wir begeben uns zu den Traktoren, dabei werden wir von den Ziegen (oder sind es Schafe mit Hörnern ?) des Hofes kritisch verfolgt. Ein paar Junge sind so neugierig, sie lecken sogar den Dreck vom Front- Stoßfänger unseres Autos.

Die Oldtimer- und Traktoren-Sammlung am Hof „Grund“ bei Reykhólar

Bei einem kurzen Abstecher nach Reykhólar nehmen wir den dortigen Campingplatz und das Bad mit Hot-Pot in Augenschein. Aber es zieht uns nicht so an und das Wetter macht uns auch nicht Lust darauf. Also zurück über die 607 zur Straße Nr. 60, deren Asphaltdecke jetzt immer wieder von ein paar Hundert Metern Schotterpiste unterbrochen ist. Wenigstens staubt jetzt nichts mehr, weil inzwischen alles nass ist.

Ohne weiteren Halt (es regnet, keine Sicht mehr) fahren wir die letzten 61 Kilometer nach Buðardalur. Hier kauften wir vor zwei Jahren unsere Island-Pullis. Heute besuchen wir die „Leifsbuð“ , ein Museum über die Entdeckungsreisen und Besiedelungsversuche von Vinland (Nordamerika) durch Leifur Eiríksson (dem Sohn von Erik dem Roten), die er von Grönland aus unternommen hatte. Und das bereits um das Jahr 1000 herum. Eine 45-minütige Audio-Guide-Führung führt uns durch die interessante Ausstellung im Obergeschoss. Im Erdgeschoss befindet sich ein Café, in dem wir uns anschließend mit Cappuccino, Kakao und Kuchen (Apfel und Pekannüssen) schmecken lassen. Danach fahren wir weiter zum örtlichen Campingplatz.

Als wir ankommen ist der enge Gemeinschaftsraum stromlos und der ganze Raum ist voller Franzosen die deshalb aufgeregt palavern. Wir fangen davon unbeeindruckt an, mit unserem Gaskocher zu kochen. Es wird Kartoffeln und Möhren mit Soja-Geschnetzeltem geben. Währenddessen kommt die offenbar deutsche Besitzerin um zu kassieren.
Sie aktiviert auch den Strom (großes französisches Hallo!) – und entsorgt den Müll. 🙂

Nach dem Essen und dem Abwasch schreiben wir wie gewohnt unsere Reisenotizen und vertilgen dazu eine Packung Chips, die auch unter unseren Vorräten zu finden war. 🙂

Heute zurück gelegte Strecke – (raw Map by OpenStreetMap.org)

Km-Stand: 232.562 (226 km gefahren)

Tag 21 – Einmal halb um den Breiðafjörður

Beitragsnavigation


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert