19.05.2022
Am Morgen locken uns Sonnenstrahlen aus dem Schlafsack. Auch deshalb fahren wir nach dem Frühstück von Reykhólt nochmal zum Hraunfossar/Barnafoss Wasserfall um bei schönerem Wetter als tags zuvor auch schönere Fotos machen zu können. Aber schon bald nach unserer Ankunft beginnt es erneut zu regnen. Naja, soll wohl nicht sein.
Die Idee hinter dieser nun doppelt gefahrenen Strecke war, nach den Wasserfällen noch weiter hoch ins Tal zu fahren und dann über die Straße Nr. 550 (eine früher als F550 nur für 4×4-Fahrzeuge zugelassene Hochlandstraße) nach Süden zu fahren. Diese Straße sei nun auch für nicht Allrad-Fahrzeuge zugelassen (als 42 km lange Schotterpiste), sagt der Reiseführer. Als wir dort an der Abzweigung ankommen ist sie allerdings komplett gesperrt wegen Bauarbeiten. Also umkehren und alles wieder zurück bis Reykhólt. Zu den vielen bereits doppelt oder vergebens gefahrenen Kilometern kommen ca. 40 weitere hinzu.
Als wir Reykhólt erreichen biegen wir auf die Straße Nr. 50 Richtung Borganes ein. Etwas später wechseln wir auf die Straße Nr. 52 nach Thingvellir, welche ebenfalls über 20 km als (teils recht löchrige) Schotterpiste verläuft. Als sie wieder auf die Straße Nr. 550 trifft, die dann asphaltiert ist, ist es nicht mehr weit zum Nationalpark Thingvellir.
Hier genehmigen wir uns nach einem Streifzug durch den Shop einen Kaffee/Kakao mit Muffins, ehe wir zur Allmannagjá Schlucht aufbrechen, dem Graben der Europa und Amerika trennt. Nicht politisch, sondern geologisch. Hier verläuft die Bruchkante der tektonischen Platten Nordamerikas und Europas. Der Graben tritt hier in Island an die Oberfläche, nachdem er zuvor tausende Kilometer als „Mittelatlantischer Rücken“ am Grunde des Atlantischen Ozeans verläuft. Hier kann er bewandert werden, hier kann der Mensch mit wenigen Schritten zwischen den Kontinenten wechseln.
Wir parken auf einem der etwas entfernter liegenden kostenlosen Parkplätze und wandern auf einem gut mit Holzhäcksel präparierten kleinen Pfad durch die grüne Landschaft und stellen fest: Es gibt Bäume!
Wir hatten uns natürlich für alle Fälle gerüstet und die Regenjacken umgebunden. Deshalb kommt ja nun auch die Sonne raus und macht uns ordentlich warm. Nach einer Weile nimmt die Anzahl der Menschen zu. Wir sind auf Höhe des Bezahl-Parkplatzes angelangt, auf dem die Bustouristen aussteigen und in die Schlucht kommen. Am Wasserfall posiert neben den Touristen auch ein Modefotografie-Team mit seinen Models.
Thingvellir ist auch der Ort des ältesten Parlaments der Welt
Ein Stück weiter weht an einem Mast die Nationalflagge Islands und eine Art Tribüne ist drumherum aufgebaut, offenbar für besondere Anlässe. Denn hier befindet sich die alte Thingstätte. Der Ort der Entstehung der ältesten Demokratie der Welt (974 n. Chr.). Weiter unten in einer Senke befindet sich der Thingvellirsvatn (See) und gleich daneben eine Kirche nebst Friedhof. Nachdem wir den Rundgang inklusive diverser Aussichtspunkte abgeschlossen haben, begeben wir und auf den Weg zurück zum Auto um die Campingplatzsuche zu beginnen.
Über die Straße Nr. 36 fahren wir nach Süden am Thingvallavatn entlang, dann rechts. Dort soll uns ein gut ausgestatteter Platz (Ulfjotsvatn) erwarten. Leider ist er noch geschlossen. Wenigstens sehen wir einen wunderschönen Regenbogen.
Ein kleiner Rundgang bestätigt: das wäre ein toller Platz gewesen … – Zwar könnte man einfach rein fahren (um eine Art Schranke herum) und die WC/Dusch-Einrichtungen nutzen (alle offen). Doch wir beschließen nicht einzudringen, sondern fahren nach Hveragerdi. Dort landen wir auf einem belebten Platz am Rand eines Wohngebiets. Viele Touristen mit Miet-Camper, meist wohl frisch von Reykjavik gestartet, sozusagen am Anfang ihrer Tour haben sich auch für diesen Platz entschieden. Wir genießen es, in dem halboffenen Gemeinschaftsraum mit Küche kochen und essen zu können, denn es nieselt nun längere Zeit. – Bei uns gibt’s heute Penne al Arrabiata.
Gutes WLAN ermöglicht es mir, einige Artikel zu veröffentlichen. Ist die Bandbreite zu gering dauert das Hochladen der Bilder oft sehr lange. Zufrieden mit dem Tag gehen wir schlafen. Morgen wollen wir den Sprung nach Reykjavik wagen. Hinein ins Hauptstadtgetümmel.
Km-Stand: 206.455 (211 km gefahren)