15.05.2022

Auf 7 Uhr hat Clara den Wecker gestellt (und das an einem Sonntag!) um rechtzeitig beim Reiten zu sein. Zwei Pferde für uns, eines für die Begleitperson. Wie sich nach kurzer Zeit heraus stellt, ist die junge Frau nicht nur aus Deutschland, sondern sogar aus Stuttgart. Sachen gibt’s!

Wir buchen eine Tour über ca. 1,5 Std. zum Preis von 50 Euro pro Person. Es ist mein erstes Mal. Ich saß noch nie zuvor auf einem Pferd. Der Kurs geht erst einmal an der Schotterpiste entlang, führt dann auf der anderen Seite durch ein Gatter in einen eingezäunten Bereich, in dem Pferde grasen. Innerhalb dessen führt uns der Weg zwischen den vielen Grashöckern und teils Steinen hindurch hinab zum Fluss, welcher im Tal dieses Naturschutzgebietes fließt. Dort wiederum treibt sich gerade auch eine andere Gruppe Pferde herum, die sich sehr ausgelassen gebärdet und offenbar eine Menge Spaß hat. Als wir uns nähern werden wir neugierig von ihnen begrüßt. Nachdem wir kurz von einer kleinen Herde umringt waren, setzen wir den Weg fort und steigen nun wieder aus dem Tal auf und kehren zurück zum Gatter durch welches wir kamen, überqueren wieder die Schotterpiste und kehren zurück zum Hof, wo wir die Pferde wieder in ihrem Stall „parken“. Ein wichtiger Hinweis an dieser Stelle: Diese Tiere sind zwar von kleinerem Wuchs, aber es sind keine Ponys! – Es ist eine eigene, sehr besondere Pferderasse.

Das Tölten als Gangart (Spezialität der Island-Pferde) haben wir bei dieser kurzen Tour leider nur mal kurz gestreift. Wobei Clara’s Pferd (Name leider nicht behalten) bei weitem lauffreudiger war als mein „Windu“, der so gar nichts von einem schnellen Wind an sich hatte. Eher war er ein etwas müder, dafür aber extrem gutmütiger Geselle auf den die anderen gerne mal warten mussten.

Nach diesem Ausflug auf Pferderücken sind wir gegen 11 Uhr wieder zurück an der Hauptstraße. Über Saudarkrokur auf der 744 führt die weitere Route durch das Nordurdalur (Name des Tales) nach Blönduos, dann weiter auf der Ringstraße Nr. 1 bis zur Abzweigung der Straße Nr. 72 nach Hvammstangi, wo man sich ausgiebig mit der Seehund-Beobachtung beschäftigt. Wir besuchen das Museum und Infozentrum (Eintritt 1.200 Kronen pro Person) wo wirklich vieles anschaulich und lesbar an Infotafeln dargestellt wird.

Sehr interessant ist ein Video-Beitrag über ein mit einem Tracker ausgestattetes Jungtier, der seinen Weg bzw. die Ausflüge, das allmähliche Vergrößern des Aktionsradius über eine Zeitspanne von etwa sechs Monaten dokumentiert hat.

Ein kurzes Stück legen wir weiterfahrend auf der Ringstraße Nr. 1 zurück, dann biegen wir in die kleine Häuseransammlung namens Laugarbakki ab, um bei OB zu tanken. Hier probiere ich die Sache mit dem Chip-Transponder aus und diesmal klappt’s mit dem Rabatt (295,9 statt 307,9 Kronen). Weitere 35 km fahren wir auf der Ringstraße Nr. 1 bis die Straße Nr. 68 nach rechts abzweigt in die sogenannten Westfjorde, die Nordwestecke Islands. Wir machen Mittagspause an einer Landnase die in den Fjord, den Hrútafjördur, hinein ragt.

Diesen Fjord geht’s dann weiter entlang, abgelöst vom Bitrufjördur, dem Kollafjördur und hinein in den Steingrimsfjördur. Man durchfährt dabei eine sehr gemütliche und ruhige Landschaft und heute haben wir spiegelglattes Wasser, sowohl auf den Seen als auch auf dem Meer bzw. dem Fjord. Immer mal zwischen drin wechselt der Straßenzustand für die nächsten 20 km auf Schotterpiste. Am Ende des Fjords geht die Straße Nr. 61 in die Steingrimsfjardarheidi, das heißt, wieder hoch in die Berge.

Weiter an der Küste nach Norden in das Gebiet Ófeigsfjadarheidi und zum Gletscher Drangajökull, geht es nur noch mit Allradfahrzeugen. Also nichts für uns. Steil steigt die Straße Nr. 61 jetzt an. Oben, auf ca. 400-500 m Höhe, nimmt der Nebel vollständig die Aussicht und teils auch die Sicht auf die Straße.

Plötzlich ist man dann wieder raus aus dem Nebel und sieht nur das schwarze Asphaltband der Straße, sowie die gleißend weißen Schneefelder rechts und links davon. Schon bald geht es wieder runter, hinab zum Isafjördur, wo wir nochmal eine kleine Pause einlegen, weil mich Kaffeelust überkommt.

Am Isafjördur entlang folgen wir der Straße Nr. 61 bis nach Reykjanes, das ich erst einmal fast übersehe und einfach an der Abzweigung vorbei rausche. Erst nach einem Kilometer denke ich, da war doch ein Schild, vielleicht sollte ich mal umkehren und nochmal nachsehen. Die Suche nach dem Campingplatz ist dennoch erst einmal erfolglos, da von ihm nichts zu sehen ist außer dem Schild an der Straße Nr. 61. Eine absolute Mini-Tankstelle, bestehend aus einer Zapfsäule, ein grauer Betonklotz der wohl ein Hotel sein soll, oder gewesen sein könnte, sowie daneben einen dampfenden Pool (Hot pot) kann ich erkennen. Aber keinerlei Hinweis auf einen Campingplatz. Wir fahren daher weiter.

Es kommt aber auch nach mehreren Kilometern nichts mehr. Ich halte an, um die im Reiseführer angegebene Nummer anzurufen und ein netter Herr mit eher slawischem Akzent in der Stimme sagt: Doch doch, es gibt einen Camping, hinter dem Hotel. Ich solle einfach in die Rezeption kommen.

Wir kehren also erneut um und als wir vorfahren steht er schon vor dem Betonklotz und winkt.
Nur nochmal zur Verdeutlichung: Auch am Hotel steht nichts, was auf ein Hotel hindeutet. Kein „Hotel“ Schild, keine Name, nichts. Die Formalitäten sind in dem Ein-Mann-Betrieb schnell geklärt und wir fahren in einem weiten Bogen einen Feldweg zwischen irgendwelchen Bausubstanzen hindurch und gelangen auf einen einfachen aber schönen und sauberen Platz. Zwar ohne Gemeinschaftsraum/Küche, nur mit Duschen und WC. Nur ein weiteres Auto ist noch da. Ein Paar, das bereits mit Handtüchern unterm Arm in den Pool ging. Wir wollen erst einmal etwas essen (Spaghetti, denn heute ist Sonntag!) und uns später entscheiden. Bis 22 Uhr kann man in den Pool.

Ohne WLAN/Wifi kann ich nur Text offline schreiben, was mir aber auch wichtig ist, da ich sowieso schon hinterher hinke. Bilder müssen dann später sortiert werden. Wir entscheiden uns, erst am Morgen nach dem Frühstück in den Pool zu gehen und teilen das dem Herrn (Aleksander, aus Litauen) mit. Er wird uns ab 8 Uhr in der Lobby erwarten, lässt er uns wissen. Ein warmer Start in den Tag, das hat doch auch was.

Es kommen noch ein oder zwei weitere Autos an, nur eines davon bleibt. Wir sind weit im Norden und dem entsprechend ist es sehr kühl und windig.

Blau eingezeichnet die zurück gelegte Strecke – (raw Map by OpenStreetMap.org)

Km-Stand: 205.553 (397 km gefahren)

Tag 16 – Pferderücken, Seehunde, Westfjorde

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